Sep, 2011

Der Hockey Blog – Der runde Tisch

Ein Beitrag des EEHF e.V.

Reaktionen auf unseren Aufruf zum runden Tisch zum Thema Kooperationsvertrag.

Wir haben Antworten des DEB , ESBG und der DEL auf unsere Einladung bekommen, die unterschiedlich ausgefallen sind.

Der Deutsche Eishockey – Bund hat durch Herrn Hüttl geantwortet und das damals gemachte Angebot wiederholt und sogar noch ausgeweitet, indem sie beim Deutschlandcup in München auch Fanvertreter der DEL, ESBG und Oberliga mit dazunehmen möchten und auch die Koordination der Vertreter der DEL und der Zweitligisten übernehmen. Wir halten das für einen guten Vorschlag.

Die Eishockeyspielbetriebsgesellschaft hat durch Herrn Seliger geantwortet, das er in München auch zur Verfügung steht und mit dem DEB in Kontakt steht.

Die Deutsche Eishockey Liga hat eigentlich eine indirekte Absage erteilt, die man aber nur zwischen den Zeilen lesen kann. Kern ist, das die EEHF nicht das Sprachrohr aller Eishockey Fans sei. Sie berufen sich hierbei auf die Aussage der DEL Fanbeauftragten und kritisieren auch, das diese nicht in diese Aktion mit eingebunden waren. Man will aber, wie der DEB auch, auf dem Deutschland Cup mit legitimierten Fan Beauftragten Transparenz schaffen. Geantwortet hat uns Herr Schumann, Berater Kommunikation.

Wir denken das dies ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist und sind gespannt ob das im November in München auch umgesetzt werden kann. Einladungen für den „ runden Tisch“ sollen ca. 4 Wochen vor dem Deutschlandcup verschickt werden.

Abschließend zu dieser Aktion möchten wir noch einmal darauf hinweisen, das wir ein eigenständiger Verein sind, der gerne angebotene Hilfe von anderen annimmt, sich aber bei seinen Aktionen mit keinem Absprechen muss.

Der Hockey Blog – Die Abkassierer?


Ein Nachtrag zur WDR Sendung…

„Sport Inside – Die Abkassierer“ vom 05.09.2011 um 22:45. Der Titel der Sendung zielt auf Eishockeyspieler ab, die sich in der alljährlichen Spielpause im Sommer arbeitslos melden. Sehr drastisch werden hier Beispiele aufgeführt, in denen sich z.B. Nationalspieler mit einem Bruttoeinkommen pro Jahr von 200.000,- € erdreisten, von Mai bis Juli Arbeitslosengeld zu beantragen. Auch die Tatsachen, dass hohe Gehälter und bereits vorhandene Verträge für die neue Saison vor einer Vermittlung schützen, werden aufgeführt. Ob die Arbeitsagentur allerdings innerhalb von drei Monaten einen „annehmbaren“ Arbeitsplatz ermitteln würde, bleibt eine offene Frage. Viele Profispieler haben eine Lehre und z.T. sogar Abitur. Für Projektarbeit wären sie geeignet.

Wer zockt hier wen ab?

Marco Stichnoth, Manager der Hannover Scorpions, erklärt im Interview, dass es der Wunsch der Spieler und deren Agenten sei, Verträge über neun Monate abzuschließen. Das halte ich für sehr zweifelhaft. Wer verzichtet schon gerne freiwillig auf Geld? Seine Darlegung der Umlage des Gehaltes auf 12 Monate klingt zunächst plausibel. Er versteht es sehr gut seinen Verein als Vorbild darzustellen, ethisch und moralisch. Fakt ist allerdings, dass die Gehälter immer, und ich meine damit immer(!), auf eine Saison von neun Monaten ausgelegt sind und waren. Die Umlage auf 12 Monate macht die Sache nur für eine Seite besser: Der Agentur für Arbeit bleiben Ausgaben erspart. Die Dummen dabei: Die Spieler, die sich auf die Umlage einlassen. Sie verzichten auf drei Monate Gehalt (oder zumindest Arbeitslosengeld). Ob es Gehalt ist, auf das Spieler hier verzichten, wird nachfolgend geklärt.

Schlitzohren oder Parasiten?

Diese Frage stelle ich nicht hinsichtlich der Spieler, sondern in Bezug auf die (sogenannten) Proficlubs. Man kann es schon als geschickten Schachzug bezeichnen, dass vor ca 15 Jahren die ersten Manager diese Lücke erkannt haben und Eishockeyspieler zu „Saisonarbeitern“ deklarierten, die man außerhalb der Saison nicht bezahlen muss. Unter den ganzen Vereins- und Verbandschefs befinden sich einige Anwälte. Sie haben einfach ihre Karte ausgespielt. Man könnte auch argumentieren, dass es sehr viel mehr „Drückeberger“ unter den Arbeitslosengeld II Empfängern gibt als Profi-Eishockeyspieler. Im Einzelfall scheinen die Bezüge sehr hoch. In der Masse gehen sie förmlich unter. Es gibt in Deutschland gerade einmal 9000 aktive Spieler im Seniorenbereich. Weniger als 600 davon kann man als Profis bezeichnen. Die Anzahl der Empfänger von Höchstbeiträgen ist letzten Endes schwindend gering bis vernachlässigbar. Vor allem Vereine, die es Jahr für Jahr finanziell schwer haben, empfinden dabei wenig Skrupel. Aus Sicht des Geschäftsmannes wirkt der Kniff „Saisonarbeiter“ eventuell sogar clever. Ich empfinde es allerdings als unetisch, die Arbeit von Angestellten entweder gar nicht zu bezahlen, oder von der Agentur für Arbeit bezahlen zu lassen. Man mag sich nun fragen, warum ich hier immer wieder von Arbeit spreche, die nicht bezahlt wird. Das hat für mich vertragliche Hintergründe.

Die vertragliche Bedingung…

… dafür, dass ein Spieler tatsächlich im Kader eines Clubs aufgenommen wird und zum Angestellten avanciert, ist seine Fitness zu Beginn der Vertragslaufzeit. Nachdem die Neunmonatsverträge erfolgreich etabliert wurden, kam es immer häufiger zu Fällen, in denen Spieler im August das Training aufnahmen und völlig untrainiert waren. Für die Trainer war es dann ein Ding der Unmöglichkeit, diese Spieler bis Saisonbeginn auf den notwendigen Fitnessstand zu bringen. Im Laufe der Zeit haben die Ligen (hauptsächlich DEL und ESBG) standardisierte Verträge eingeführt, die für alle Vereine bindend waren. Um das „Fitnessproblem“ zu lösen, baute man Klauseln in die Verträge. Eine davon behandelt die körperliche Verfassung, in der sich Spieler befinden müssen, damit der Vertrag endgültig wirksam wird. Diese körperliche Verfassung wird vor dem Traingsauftakt anhand von Fitnesstests überprüft. Besteht ein Profi diesen Fitnesstest nicht, wird der Vertrag unwirksam. Die Profispieler im deutschen Eishockey werden also vertraglich dazu gezwungen, sich nach ihrem verdienten Sommerurlaub durch gezieltes Kraft- und Konditionstraining auf die neue Saison vorzubereiten. Um die Tests zu bestehen ist es notwendig, dieses im Fachchargon „Sommertraining“ genannte Programm (Siehe dazu das Video von Generation Hockey Hannover, vom Mai diesen Jahres) Mitte Mai, spätestens im Juni,  zu starten. Das Ende einer Saison fällt ungefähr in den April.  In den Wintermonaten gibt es keine Pause.

Sind Lehrer Saisonarbeiter?

Eishockeyspieler haben also tatsächlich eine Periode von 6 – 8 Wochen, in der sie nicht arbeiten (Ich bezeichne es jetzt einfach als Arbeit, auch wenn manch einer das anders sehen mag)! Das entspricht also einem regulären Urlaubsrahmen deutscher Angestellter. Man bedenke nur die Urlaubszeiten von Lehrern! Man könnte also auch die Lehrer dazu verdonnern, sich über die Sommerferien arbeitslos zu melden, damit man sie für die Urlaubszeit nicht bezahlen muss. Wie kommt man nun auf die Idee, es würde sich bei Eishockeyspielern um Saisonarbeiter handeln? Praktisch gesehen arbeiten die Spieler nicht vor Ort bei ihrem Verein, sondern verbringen die Zeit in ihren Heimatorten. Allerdings gibt es meines Wissens kein Gesetz, das besagt, dass Mitarbeiter nur als Mitarbeiter zählen, wenn sie am Firmensitz arbeiten. Was ist mit dem wohlbekannten Außendienstmitarbeiter? Wer also vertraglich das Arbeiten im Sommer anordnet, der sollte auch die Bezahlung dieser Monate zu marktüblichen Gehältern vornehmen! Die Umlage des Neunmonatsgehaltes auf 12 Monate  zählt hier nicht. Nur die Spieler, die zu Saisonende tatsächlich noch keinen gültigen Vertrag haben, sind dann als arbeitslos zu melden. Sobald ein Spieler verpflichtet wird und somit das Training im Sommer verordnet bekommt, muss er vom Verein auch bezahlt werden.

Abkassierer? Bei politischer Relevanz würde man sie Ausbeuter nennen…

Grüße von Eurem „Nichtstempler“,

Manuel Hiemer