2. August 2011

Der Hockey Blog

Das Deutsche Eishockey und der Rübezahl-Effekt

Egal ob Ravensburger Lizenzierungsverfahren, Kooperationsvertrag, der Fall Kassel Huskies oder die ewige Debatte um die Oberligastruktur. Es ist immer wieder zum Heulen, wie sich die Sportart Eishockey in den Medien selbst lächerlich macht. Jedesmal wenn es Diskrepanzen gibt, findet man nur aufeinander schimpfende, unsachlich diskutierende und egozentrische Funktionäre (oder jedenfalls Verantwortliche) vor! Sehr vereinzelt gibt es auch kleine „Weltverbesserer“, die jedoch grundsätzlich nur belächelt werden, falls man überhaupt zuhört oder Inhalte versteht.

Auf- und Abstieg, Lizenzierung, Spielpläne… nicht Euer Ernst oder?

Jedes Jahr, und ich meine wirklich jedes Jahr, muss man als Eishockeyinteressierter die selbe Leier über sich ergehen lassen. Was passiert mit dem Meister der 2.Bundesliga? Da gibt es diverse Möglichkeiten, die in Frage kommen. Man weiß aber nie genau, welche aktuell wirklich in Kraft ist:

a) Die DEL wird auf 16 Teams aufgestockt und es sind gegenwärtig nur 14 . Der Zweitligameister könnte aufsteigen, falls

a1) die DEL ihn tatsächlich haben will und
a2) er dann auch noch das Lizenzierungsverfahren, dessen einziges wirkliches Kriterium der 9000 Punkte Katalog zu sein scheint, besteht.

b) Die DEL wird auf 16 Teams aufgestockt und es sind bereits 16 Teams. Aber ein Verein hat Insolvenz angemeldet und erhält deshalb die Lizenz für die Folgesaison nicht. Der Zweitligameister könnte aufsteigen,  falls

b1) die DEL ihn tatsächlich haben will und
b2) er dann auch noch das Lizenzierungsverfahren, dessen einziges wirkliches Kriterium der 9000 Punkte Katalog zu sein scheint, besteht.

c) Es gibt wieder Auf- und Abstieg. Der Abstiegskanditat muss aber nur absteigen, wenn

c1) die DEL ihn tatsächlich nicht mehr haben will und
c2) der Zweitligameister dann auch noch das Lizenzierungsverfahren, dessen einziges wirkliches Kriterium der 9000 Punkte Katalog zu sein scheint, besteht.

Diese Möglichkeiten könnte man noch beliebig erweitern. Dann würde aber vermutlich keiner mehr weiterlesen. Jetzt wollte man sich im Rahmen der Verhandlungen zum neuen Kooperationsvertrag tatsächlich wieder mit Auf- und Abstieg beschäftigen. Woran ist dieses Vorhaben gescheitert? An der organisatorischen Durchführbarkeit! Die finanzielle Lage eines Zweitligisten spiegelt sich normalerweise in der Beschaffenheit seines Kaders wieder. Das ist nicht immer der Fall, aber hier brauchen die Clubs der DEL gar nicht erst anfangen zu argumentieren (Für überhöhte Gehälter, die dann nicht mehr bezahlt werden können gibt es auch in der DEL, trotz Lizenzierungsverfahren, ein paar Beispiele). Bleiben wir also bei der Aussagekraft über die Finanzen via Kaderbeschaffenheit. Kein Verfahren eignet sich zur Überprüfung dieser Beschaffenheit besser als die altbewährten Relegationsspiele. Wie man diese Vermarkten kann, hat uns König Fußball heuer einmal mehr überzeugend vorgemacht. Was bedeutet das für DEL und ESBG? Tatsächlich haben sich in diesem Punkt DEL und DEB aufeinander zubewegt. Die Verantwortlichen der Deutschen Eishockey Liga wollten (wenn man den Veröffentlichungen Glauben schenkt) sogar den Spielplan anpassen. Den besagten Spielplan hielten nun aber die Vertreter der 2. Bundesliga nicht für durchführbar! Dieser Punkt des neuen Kooperationsvertrages scheiterte also tatsächlich an denjenigen die aufsteigen wollen? Die Bemühungen der ESBG-Clubs, doch noch zu einer Einigung zu kommen, sahen folgendermaßen aus: Alle Vorbereitungsspiele mit Vereinen der Deutschen Eishockey Liga wurden sofort abgesagt! Ist das euer Ernst?

Die Fans ergreifen wieder einmal die Initiative. Umsonst?

Vor einem Jahr gründeten enthusiastische Fans des Deutschen Eishockeys einen Verein, der allen Fans eine zentrale Plattform bieten und als Anlaufstelle dienen soll: Den „Echte Eishockeyfans e. V.“. Das ist begrüßenswert und erfreulich. Doch die Frage stellt sich für mich: „Bringt das wirklich was?“ In einem Interview mit Hockeyweb begründen die Initiatoren Kühn & Hartung, warum sie den Verein ins Leben riefen. Ihre Argumente sind nachvollzieh- und greifbar. Natürlich stehen vereinzelte Interessen von diversen Clubs dem entgegen. Die Entscheider lassen immer wieder verlauten, dass sie die Meinung der Fans respektieren und vieles auch bereitwillig umsetzen wollen. Aber „manche Dinge muss eben auch ein Fan verstehen“, lautet häufig der Tenor. Es gab bereits vor einiger Zeit eine breit angelegte Fanaktion zum Thema Auf- und Abstieg (DERHOCKEYBLOG berichtete). Doch die verlief mehr oder weniger im Sand. Dem EEHF geht es jedoch nicht nur um Auf- und Abstieg! Vielmehr wollen die Mitglieder Eishockey in Deutschland wieder populär machen. Das wollen die Fans eventuell mehr als die Clubs. Manch ein hartgesottener ehemaliger Profi, der jetzt als Manager oder Sportdirektor fungiert vertritt noch immer die Meinung:“Die da draußen sind völlig unwichtig! Hauptsache wir gewinnen!“ Diese Ansicht ist nicht grundlegend falsch. Sie sollte nur nicht die oberste Prämisse eines Eishockeyvereins oder -verbandes sein. Ich hoffe sehr, dass der EEHF seine Bemühungen verstärkt und tatkräftig den Kontakt zu DEB, DEL und ESBG sucht.

Und dann geht es wieder von vorne los?

Es gibt immer wieder Versuche, unser aller liebstes Eishockey nach vorne zu bringen. Fanaktionen, Vermarktungsversuche, Weltmeisterschaften im eigenen Land, Kooperationsverträge und Interessensgemeinschaften kommen und gehen. Doch andere Dinge scheinen beständig zu bleiben. Die Engstirnigkeit, der Egoismus, die Kurzsichtigkeit und nicht zuletzt die Arroganz der „Macher“ im Deutschen Eishockey machen das Unterfangen „2ter hinter König Fußball“ zur Rübezahl Aufgabe. Auf jedes Erfolgserlebnis folgt mit erschreckender Kontinuität ein Ereignis, das so verheerend ist, daß alle wieder von vorne anfangen müssen. Womit eigentlich von vorne anfangen? Der Imageverbesserung, dem Aufbau der Nationalmannschaft, der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, der Optimierung von Spielplänen… Es gibt so viele Baustellen! Tatsächlich ist es an der Zeit, dass ALLE an einem Strang ziehen und mit einer Baustelle beginnen. Vielleicht ist diese erste Baustelle die Nationalmannschaft? Dann hat man mit dem neuen Kooperationsvertrag bereits was erreicht! Die nächste Baustelle könnte das Thema Auf- und Abstieg sein. Also alle ran an einen Tisch: DEB, DEL, ESBG, EEHF und vielleicht auch mal das BMI – Abteilung Sport oder die öffentlich Rechtlichen…

Wieso eigentlich neda?

Euer „kleiner Weltverbesserer“ Manuel Hiemer 😉