Jul, 2011

Eishockeykarriere und dann…

Die aktuelle Nachricht vom Wechsel des Manuel Klinge

hat mich dazu bewegt wieder einmal zu schreiben. Warum gerade diese Nachricht, mögen sich da einige fragen. Das hat zwei Gründe. Zum einen wurde ich zu genau dem gleichen Schritt vor 13 Jahren getrieben und zum anderen weist sie auf die Lage hin, in der sich Eishockey als Profisportart befindet. Der direkte Kommentar zur Nachricht von Tom Kasper spricht mir dabei aus der Seele: „ich finde es spricht nicht für die attraktivität einer liga, wenn sich ein nationalspieler mit 26 gezwungen sieht die sportliche karriere hinten anzustellen. (wenn es nicht gerade außergewöhnliche persönliche gründe hat)“. Ich gehe sogar weiter und sage, dass es ein Armutszeugnis für eine Profiliga ist, wenn es sich ein Nationalspieler finanziell nicht leisten kann, sein Studium nach Karriereende in Angriff zu nehmen. Vor kurzem hat mit Patrik Reimer, ebenfalls Nationalspieler, ein weiterer Profispieler seine Beweggründe für eine Ausbildung veröffentlicht.

Ist es das Spielergehalt oder der Mangel an Perspektive?

Man würde es sich zu einfach machen, wenn man einfach nur schimpft, dass das doch nicht sein kann. Es gilt vielmehr zu klären, was die Spieler dazu treibt, sehr frühzeitig an die Zeit nach dem Sport zu denken. Ein vorrangiger Grund ist sicherlich das gegenwärtige Einkommen. Bei Spielergehältern zwischen 45.000 und 80.000 Euro netto pro Saison (Saison bedeutet hier 8-9 Monate) kann sich jeder Außenstehende bestimmt vorstellen, dass nach zehn bis fünfzehn Jahren Profidasein nicht genug Geld übrig ist, um sorglos durch den Alltag zu spazieren. Immerhin kann man mit 35 oder 38 Jahren schlecht Rente beantragen. Und das will auch niemand. Zu groß ist im besten Alter der Tatendrang. Man will noch was bewegen,  etwas (er)schaffen. Natürlich ist das als Trainer oder Sportdirektor möglich. Doch auch dafür benötigt man eine Ausbildung. Trainerscheine werden üblicherweise von Vereinen gezahlt. Allerdings hat im Hire&Fire Zeitalter auch das Interesse am Beruf Trainer abgenommen. Dies ist schon alleine daran zu erkennen, dass diverse Trainer nur zu oft innerhalb weniger Ligen „umherwechseln“. Allein aus Mangel an Alternativen werden häufig (gerade entlassene) Trainer von anderen Clubs wieder eingestellt. Es gibt nur wenige ambitionierte „Nachwuchstrainer“ mit echten Perspektiven und Chancen. Sportdirektoren sitzen im Gegensatz dazu eher „sicher im Sattel“. Allerdings schrecken viele Spieler davor zurück, sich diesem Job zu stellen. Denn Sportdirektor im Eishockey ist nicht Sportdirektor wie man es z.B. vom Fußball kennt. Dort kümmert sich ein Sportdirektor tatsächlich nur um Sportliches. Im Eishockey hingegen wird jeder Sportdirektor mit den Aufgaben eines Managers beladen. Ohne Grundwissen muss man sich um rechtl. (Spielerverträge, Mietverträge, etc.) und betriebswirtschaftliche (Budget- bzw. Etatplanung, Jahresabschlüsse, etc.) Aspekte kümmern. Mängel kommen erst bei Betriebsprüfungen oder im Lizenzierungsverfahren zu Tage. Nötige Zusatzqualifikationen sind die meisten Clubs nicht bereit zu finanzieren. Irgendjemand im Vorstand prüft schon die Kassen… Allerdings oft erst wenn es zu spät ist. Andere Positionen im Verein (z.B. Verwaltung, Kommunikation oder Ticketing) sind entweder unterirdisch bezahlt (irgendein „Fan“ arbeitet immer für schlechtes Geld) oder extern besetzt, um Leistung nur auf Abruf bezahlen zu müssen. Was bleibt dann noch an internen Arbeitsplätzen in einem Verein?

Branchenfremder Berufseinstieg mit 38, mission impossible?

Die Erkenntnis für viele Eishockeyspieler ist die, dass man nach Karriereende einen Berufseinstieg in eine fremde Branche ohne anrechenbare Berufserfahrung vor sich hat. Wenn man diese Situation vermeiden will, muss man frühzeitig an der Qualifikation arbeiten. Die Möglichkeiten, die z.B. Patrik Reimer in Düsseldorf geboten werden, hat nicht jeder. Eine Lehre mit der Profikarriere zu verbinden ist fast unmöglich. Besser sieht es da mit Schule und Studium aus. Studiumbedingte Praktika können in der Sommerpause vorgenommen werden. Das Ende des Studiums kann man hinauszögern, allerdings nicht grenzenlos. Spätestens mit 30 Jahren „droht“ dann der Abschluss. Was passiert in fünf Jahren weiterer sportlicher Karriere mit dem Diplom oder Examen? Es wird für Unternehmen, die Absolventen einstellen, wertlos. In der heutigen Zeit wählen viele Firmen ihre Nachwuchskräfte bereits während der Praktika oder Diplomarbeiten aus. Der Übergang erfolgt oft schleichend vom Werkstudenten zum Abteilungsleiter. Wo bleibt da ein Eishockeyspieler, der noch fünf Jahre spielen will und kann? Auf der Strecke! Es sei denn er wechselt in untere Klassen. Bereits in der 2.Bundesliga sind Halbprofis nicht unbedingt eine Seltenheit. Zwar klettert man firmenintern die Karriereleiter deutlich langsamer, aber man hat ja auch ein doppeltes Einkommen. Und was noch wichtiger ist. Man sammelt Berufserfahrung und der Arbeitgeber lernt die ungeheure Belastbarkeit von Profisportlern kennen und schätzen. Ein Karriereschub nach Karriereende ist also durchaus zu erwarten. Mission possible heißt es demnach nur für unterklassige Halbprofis.

Die Erkenntnis aus 15 Jahren Erfahrung…

Das Modell Wintersport ist richtungsweisend. Was meine ich damit? Ich spiele damit auf das Konzept der Förderung für Skifahrer, Langläufer, Biathleten oder Rennrodler an. Da die Einkommensverhältnisse dieser Sportler ähnlich denen der Eishockeyspieler sind, üben fast alle Athleten nebenbei eine Tätigkeit bei der Bundeswehr, der Polizei oder dem ehemaligen Bundesgrenzschutz, dem BAG, aus. Vereinzelt arbeiten auch manche bei Sportartikelfirmen oder Sponsoren des Rennzirkus in der Sommerpause. Die höchste Deutsche Liga, die DEL, befindet sich gerade auf dem Scheideweg. Schafft man es zur echten Profiliga zu avancieren oder geht es eher in Richtung absolutes Schattendasein. Was auch passiert, es wird den Lebensweg, den Spieler in Zukunft gehen werden (müssen), prägen. Denn es muss eine Entwicklung in eine der beiden Richtungen geben. Entweder entwickeln die Clubs richtige Infrastrukturen, in denen ehemalige Spieler auch wirkliche Perspektiven haben, oder man ermöglicht den Spielern ein Halbprofitum, im Rahmen dessen sie sich für den späteren Arbeitsmarkt fit machen können.

In der derzeitigen Situation ist der Schritt von Manuel Klinge völlig nachvollziehbar und auch kein Einzelfall.  Ich würde, für meinen Teil, jeden Spieler in der DEL dazu motivieren, den gleichen Schritt wie Manuel Klinge zu gehen. Vielleicht verstehen die „Macher“ der DEL erst dann wieviel die Uhr geschlagen hat, wenn der Liga die Spieler ausgehen, weil sie lieber Halbprofis mit Perspektive sein wollen, als perspektivlose Profis.  Vermutlich würde die Attraktivität der DEL nicht im Geringsten darunter leiden, eine semiprofessionelle Liga zu sein. Sehr wahrscheinlich würde es in Deutschland niemandem auffallen und den wenigen Fans  wäre es egal. Für die Spieler allerdings steht das Leben nach dem Sport auf dem Spiel…

Grüße von einem ehemaligen Karriereabbrecher,

Euer Manuel Hiemer

Der Hockey Blog – Thema Kooperationsvertrag, der DEB meldet sich

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Der Deutsche Eishockey Bund legt vor…

und veröffentlicht eine sachliche und nachvollziehbare Stellungnahme:

Am 30. April 2011 ist der Kooperationsvertrag zwischen dem Deutschen Eishockey-Bund (DEB), der Eishockspielbetriebsgesellschaft mbH (ESBG) und der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ausgelaufen. Die DEL hat den Vertrag darüber hinaus vorsorglich gekündigt und darauf verwiesen, dass sich aus dem ausgelaufenen/gekündigten Kooperationsvertrag keinerlei Nachwirkungen-/pflichten ergeben. Entsprechend wurde seitens der Geschäftsführung der DEL wie auch ihres Rechtsanwalts im Verfahren beim CAS argumentiert. Der DEB und die ESBG haben  in den Verhandlungen zum Neuabschluss eines Kooperationsvertrages stets betont, dass das deutsche Eishockey nur eine Zukunft hat, wenn alle Parteien an einem Strang ziehen. Mit den nachfolgenden Fragen und Antworten will der DEB seinen mit seinen Mitgliedern und der ESBG abgestimmten Standpunkt noch einmal kurz zusammengefasst klären.

Was will der Deutsche Eishockey-Bund?

Dass Eishockey in Deutschland in jeder Beziehung erfolgreich ist. Dazu gehören erfolgreiche Nationalmannschaften, was eine abgestimmte, möglichst flächendeckende Nachwuchsarbeit erfordert. Hierfür sind klar strukturierte durchgängige Ligenspielsysteme die zwingende Voraussetzung. Die Nachwuchsarbeit betreibenden Vereine/Klubs brauchen Motivationen, Ziele und Anreize, um die notwendigen Mitarbeiter halten und insbesondere auch, um die wirtschaftlichen Voraussetzungen schaffen bzw. erhalten zu können. Nicht zuletzt müssen alle Anspruchsgruppen am Produkt Eishockey gemeinsam arbeiten und ein Image schaffen, das dem Potential der Sportart entspricht. Die Nationalmannschaften sind das Aushängeschild – doch nur eine nachhaltige Nachwuchsarbeit und verbindliche Spielsysteme und -modi erlauben mittel- und langfristig Topleistungen in der Weltspitze. Und diese sind notwendig, um auch die Medienpräsenz und damit die Vermarktungsmöglichkeiten zu steigern.

Worin liegt unsere Verantwortung?

Im einheitlichen Gesamtauftritt. Als nationaler Spitzenfachverband ist der DEB in der Pflicht, sowohl seinem Satzungszweck – Entwicklung und Förderung der Sportart – gerecht zu werden als auch die Interessen seiner Mitglieder zu vertreten. Alle Vereine/Klubs, die dahinterstehenden Organisationen (DEL, ESBG, LEVs) sowie der DEB als nationaler Spitzenfachverband müssen den genannten Unterbau mittragen. Dieser Gesamtauftritt muss in einem rechtsverbindlichen Kooperationsvertrag verankert sein. Nur dann ist Eishockey attraktiv gestaltbar und nur dann hat die Sportart die nötige Aufmerksamkeit, die Fans, Spieler, Medien und Sponsoren bindet.

Was muss im Kooperationsvertrag aus der Sicht des DEB zwingend verankert sein?

Eine sinnvolle Verzahnung zwischen den Ligen; nur dadurch kann eine dauerhafte und flächendeckende Nachwuchsarbeit gewährleistet werden. Erforderlich dafür ist, dass

1. ein strukturierter Ligenspielbetrieb den Nachwuchsspielern und den dem Nachwuchs entwachsenden Spielern erlaubt, sich je nach Entwicklungsstand durch regelmäßige Eiszeit weiter zu entwickeln

2. dieser Ligenspielbetrieb mit möglichst einheitlichen Modi arbeitet, damit den Nationalmannschaften entsprechende Freiräume zur Verfügung stehen

3. Förderlizenzspieler in unterklassigen Vereinen/Klubs beschäftigt und durch Teilnahmen an Trainings und Spielen von höher klassigen Vereinen/Klubs gefördert werden. Aktuell haben die DEL-Klubs vielfach Förderlizenz-Spieler, die zwar am Training teilnehmen aber bei Spielen größtenteils auf der Ersatzbank sitzen. Andererseits sind sie beim unterklassigen Verein/Klub Fremdkörper.

Wie agiert der DEB?

Der DEB hat in den Verhandlungen stets mit offenen Karten gespielt und die notwendigen Positionen für seine Mitglieder und die Gesellschafter der ESBG, insbesondere die Vereine/Klubs der 2.BL, vertreten. Die Mitglieder des DEB und die Vereine/Klubs der 2.BL sind stets informiert. Die Fangruppierungen in Deutschland haben sich einvernehmlich für die Verzahnung der Ligen ausgesprochen. Ein Relegationsmodell ist als Zwischenlösung bis zu einem späteren direkten Auf- und Abstieg sinnvoll. Jedoch muss eine Relegation bzw. der Beginn entsprechender Spiele terminlich vernünftig sein und mit den sportlichen und wirtschaftlichen Interessen der Vereine/Klubs der 2.BL abgestimmt werden. Soll heißen, dass solche Spiele nicht bereits Mitte/Ende März eines Jahres beginnen können, da ansonsten die Saison für die Viertelfinal-Verlierer des Play-Offs der 2.BL schon Mitte/Ende Februar zu Ende wäre und sie somit ihrer wirtschaftlichen Grundlage beraubt wären. Noch dazu müsste der Spielbetrieb nachhaltig Dienstagsspieltermine enthalten mit den bekannten negativen Konsequenzen (geringerer Zuschauerzuspruch). Seitens DEB und ESBG wurden zahlreiche Modelle vorgeschlagen, die die Interessen beider Parteien ausgewogen berücksichtigen.

Konsequenzen ohne einen Kooperationsvertrag?

Ohne rechtsverbindlichen Kooperationsvertrag würden sich zwischen DEL, ESBG und DEB keine wechselseitigen Verpflichtungen ergeben, was  die bekannten faktische Konsequenzen mit sich bringen würde:

– Keinerlei Service für die Klubs der DEL durch IIHF, DOSB, Olympia Stützpunkte (OSP) und DEB

– Keine Spielgenehmigungen und Transferkarten durch DEB und Mitgliedsverbände des IIHF gem. IIHF International Transfer Regulations

– Keine Nominierung von Schiedsrichtern für Spiele mit Beteiligung nicht an die IIHF angeschlossener Organisationen

– Keine Spielgenehmigung für Spiele gegen Deutsche Mannschaften gem. Art. 4 SpO des DEB und ausländische Mannschaften gem. IIHF By-Laws 103 und 303

– Keine Rückkehr für Spieler und Schiedsrichter in den offiziellen Bereich des IIHF und des DEB, wenn ein Einsatz anlässlich eines Spiels mit einem Verein/einem Klub einer nicht an den IIHF angeschlossenen Organisation erfolgt.
Es geht hier nicht um taktische Manöver oder Drohgebährden, sondern um Fakten bzw. Konsequenzen entsprechend den Vorgaben des IIHF, also der internationalen Eishockeyfamilie.

Stehen die Mitglieder geschlossen hinter dem DEB?

Ja. Der DEB vertritt durch das gewählte Präsidium die Interessen seiner Mitglieder, die in alle Schritte innerhalb der Kooperationsverhandlungen eingebunden sind wie  die Geschäftsführung der ESBG und die Vereine/Klubs der 2.BL. Alleingänge des Präsidiums des DEB und/oder einzelner Präsidiumsmitglieder gab es nicht und wird es nicht geben.

Warum sind die Landesverbände so wichtig für den deutschen Eishockeysport?

Weil sie das Fundament für die „Eishockeystars von Morgen“ sind. Je mehr
Eishockeyvereine/Klubs ausbilden und je besser sie ineinandergreifen, desto höher ist die Möglichkeit, Talente zu finden und zu fördern. Hier wird der Grundstein für die Nachwuchsarbeit und den Eishockeysport gelegt. Für ein überregionales Gelingen und einen langfristigen Erfolg des deutschen Eishockeys sind die LEVs zentral wichtig. Innerhalb der Landesverbände werden darüber hinaus Schiedsrichter aus- und weitergebildet, um sich für höhere Aufgaben zu bewähren.
Die jungen Spieler brauchen jedoch auch eine Perspektive, den sportlichen und persönlichen Anreiz, weiterzukommen. Den Wettbewerb kennen sie aus den ausbildenden Vereinen, diesen in höheren Klassen nicht mehr anzubieten, weil keine Verzahnung besteht, ist für den Nachwuchs kein gutes Signal und wird dazu führen, dass Kinder und Jugendliche den Weg auf das Eis nicht mehr finden.

Der Deutsche Eishockey Bund, 12. Juli 2011

Der Hockey Blog – Thema Kooperationsvertrag

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Und dann das… Der neue Kooperationsvertrag wird zum Dilemma!

Nach zuletzt großartigen Nachrichten fällt die gesamte Sportart wieder in ihr „Deppengedümpel“ zurück. Ich kann gar nicht glauben, was ich in jüngsten Beiträgen, Artikeln und Nachrichtenmitteilungen über den DEL-DEB-Kooperationsvertrag lesen muss. Warum sind die Entscheider in unserer Sportart so unglaublich schwierig, wenn es darum geht, Kompromisse im allgemeinen Dienste der Sportart einzugehen. Erst im Frühling präsentierte die DEL als Liga ihr „tolles Konzept“ in seinen ersten Zügen. Ein neues Logo, ein neuer Claim und die Ideologie des Image wurden vorgestellt und weitere Umsetzungen des Konzeptes angekündigt. Dann startete die Nationalmannschaft durch und legte eine der besten Weltmeisterschaften der Geschichte hin. Zuletzt standen zwei deutsche Spieler im Finale um den Stanley-Cup. Eine ganze Sportart schien in Aufbruchstimmung. Bis…

Die Unfähigkeit, Kompromisse einzugehen…

Ja bis Verbands- und Ligenbosse wieder ihre Unfähigkeit, Kompromisse einzugehen, klar und deutlich unter Beweis stellten. Im Rahmen der Weltmeisterschaft klang das Ganze schon ein wenig durch. Beide Seiten stellten jedoch eine baldige Einigung in Aussicht. So mancher Experte äußerte da allerdings schon seine Befürchtungen, dass es ein schwieriger Prozess werden könnte, einen neuen Kooperationsvertrag abzuschließen. Diese Experten sollten Recht behalten. Aspekte wie Wirtschaftlichkeit, Ausbildung, Anerkennung, Spielmodi & -pläne, Medienpräsenz und Auf- bzw. Abstieg wurden auf den Tisch gepackt. Jeder Vertreter (sei es Verein, Liga oder Verband) wusste seine eigenen Interessen bestens zu vertreten. Ein äußerst prägnantes Kriterium scheint die Gewährleistung wirtschaftlichen Handelns für DEL-Clubs zu sein, die im Fall eines Abstiegs stark gefährdet wäre. Die Hallennutzung und -auslastung wird dabei am häufigsten genannt. Das hört sich zunächst sehr plausibel an. Bei genauerer Betrachtung erscheint es jedoch ein geradezu lächerliches Argument. Organisationen wie z.B. die Kölner Haie oder DEG Metro Stars könnten mit ihren neuen Arenen einen Abstieg gar nicht „überleben“. Ist das so? Ich bin völlig überzeugt, dass beide Clubs keine schlechtere Auslastung (Haie: ca. 46% und DEG: ca. 35%) in der 2.Bundesliga aufweisen würden. Für Frankfurt und Kassel war der Neuanfang in untersten Spielklassen gradezu ein Zuschauersegen! Über den Verlust der Fernseheinnahmen kann man im Eishockey am allerwenigsten jammern. Sie machen bei den kleinen Clubs schon nicht mal 10% der Gesamteinnahmen aus! Ein anderer „positiver“ Aspekt des Abstiegs wird bislang komplett verschwiegen: Der zwingend notwendige Lizenzverkauf. Der Aufsteiger aus Liga 2 muss dem DEL-Absteiger die Lizenz abkaufen, um in die DEL GmbH einsteigen zu können. Diese Lizenz ist 800.000 Euro wert! Das bedeutet im Klartext. Der absteigende Club kann schon mal 800.000 Euro Sondereinnahmen für die 2.Ligasaison verbuchen, bevor die Saison so richtig angefangen hat. Ich bin sehr gespannt auf weitere Argumente für die These, dass ein Abstieg aus der DEL einem „Todesurteil“ gleichbedeutend wäre.

Runter vom Ross, DEB!

Doch auch der DEB (inkl. ESBG, Verwaltungsgesellschaft der 2. Bundesliga) darf sich nicht in seinen Forderungen verrennen. Denn man muss auch mal sehen, dass seit Einführung der Deutschen Eishockeyliga deutlich mehr Akteure den Weg in die NHL (und nicht nur den Draft) gefunden haben als noch zu Bundesligazeiten. Talentschmieden wie die Eisbären Berlin oder Adler Mannheim stecken sehr viel Geld in den Nachwuchs und dessen Förderung. Ohne derartige Organisationen könnte die Nationalmannschaft die gegenwärtigen Erfolge nicht feiern. Das viel gescholtene Konzept „Förderlizenz“ sollte auch nicht unerwähnt bleiben. Es gibt genug Spieler, die von diesem Konzept profitieren konnten. Die ersten Jahre sind immer schwer und jeder junge Spieler ist dankbar, für jedes einzelne Spiel, das er in der höchsten Liga bestreiten darf. Dazu benötigt jeder Verein aus der 2.Bundesliga aber auch einen DEL-Partner, an den oder von dem er seine besten Talente „ausleihen“ darf. Die DEL kooperiert auf sehr vielen Ebenen mit Vereinen aus unteren Ligen (die dem DEB zugeordnet sind) und dient als größter Finanzier für den Nachwuchs. Ohne DEL gäbe es auch keine Erfolge in den U20 und U18 Nationalmannschaften. Auch wenn die jungen Talente in vielen Fällen bei kleinen Vereinen (wie z.B. Tölz, Landshut oder Rosenheim) heranwachsen, liegt der tiefste Ursprung ihres Ehrgeizes doch ganz klar darin, einmal DEL-Spieler zu werden.

Transparenz, what the fu.. ist Transparenz?

Ich würde gerne über weitere Reibungspunkte des Kooperationsvertrages schreiben. Allerdings haben beide Parteien in dieser Hinsicht Stillschweigen vereinbart. Das ist der Punkt, den ich am allerwenigsten nachvollziehen konnte. Wir befinden uns im Social Media Zeitalter! Das bedeutet, dass Unternehmen, Verbände, Parteien und auch Vereine eigentlich Transparenz als oberste Priorität ihrer Kommunikationsarbeit sehen müssten. Wie kann man da absolutes Stillschweigen vereinbaren. Da können DEB und DEL ihre Facebook-Fanpages ebenso wie ihre Twitter-accounts sofort schließen. Auf mein Post bei der DEB-fanpage mit der Bitte um etwas Feedback zum Thema wurde nicht eingegangen. Die DEL-fanpage erlaubt eigene Posts gar nicht! Die beiden Internetseiten weisen nicht einen Beitrag zum Kooperationsvertrag auf. Bei allem Respekt, meine Herren, so funktioniert Transparenz nicht. Und Transparenz ist definitiv das wichtigste Element auf dem Weg zu mehr Bewusstsein in der Bevölkerung und einem Image für das deutsche Eishockey.
Die Leidenschaft brennt nicht indem man kontinuierlich streitet, sondern indem man gemeinsam das Volk zum kochen bringt. Wie z.B. 2010 bei der WM im eigenen Land, als über 70.000 Zuschauer und die deutsche Medienlandschaft (einmal abgesehen von ARD & ZDF) frenetisch den Auftaktsieg gegen die USA feierten. Eine öffentliche Austragung des Konfliktes würde unter Umständen eine relativ schnelle Lösung mit sich bringen. Denn eigene Interessen können dann bestimmt nicht mehr so vehement vertreten werden, besonders unter moralischen Gesichtspunkten…

WM im Februar…

Eine WM im September, wie sie Lance Nethery (Manager DEG Metro Stars) fordert, könnte z.B. das Problem „Spielplan“ lösen. Während die DEL noch bis Oktober (WM und kurze Pause im Anschluss) pausiert, könnte die 2.Bundesliga in einem Monat (bei Spielstart Anfang September) einen Vorsprung „herausspielen“. Je nachdem wie eine Saison verläuft, würde sogar eine Relegation in unmittelbarem Anschluss an die DEL Hauptrunde möglich. Noch besser wäre eine WM im Februar, die im Olympiajahr pausiert. Somit wäre ein kontinuierlicher Saisonablauf gewährleistet, Relegationsspiele organisatorisch machbar und ein Hype von Februar bis Mai durchaus möglich. Wenn der deutsche Meister im Fußball dann mal wieder 4 Wochen vor Saisonende feststeht, das Champions League Finale (wie so oft) ohne deutsche Beteiligung stattfindet und das Pokalfinale gespielt ist, kann die DEL Finalserie in den Mittelpunkt des Medieninteresses rücken.

Wieso eigentlich neda? Fragt sich Euer Manuel Hiemer!