Mrz, 2011

Generation Hockey

Eine Idee mit Potential!

Eishockey ist die schnellste und interessanteste Sportart der Welt. Darüber braucht man sich nicht streiten. Warum die Deutschen das anders sehen, ist jedoch ein ständig präsentes Streitthema. Nicht nur im Fernsehen haben Clubs und Ligen so ihre Probleme mit Quoten. In den letzten Jahren kamen, trotz Platz 5 im europäischen Ländervergleich, bei zu vielen Profivereinen auch zu wenig Zuschauer in die Stadien. Die Auslastung liegt z.T. bei 50%!

Unser Beitrag „Wer stellt die Haie 2011/12 auf?“ hat sich mit der Thematik „Was kann man machen“ im Dezember 2010 befasst. Ein anderer DEL Verein hat in den letzten Tagen und Wochen eine sehr offensive Aktion gestartet, die den TV-Trend der letzten Jahre aufgreift. Die Hannover Scorpions haben die Kampagne GENERATION HOCKEY ins Leben gerufen. Ganz im Stil der üblichen Fernsehsendungen finden Castings statt, bei denen sich Eishockeyspieler vorstellen und empfehlen können. Eine Jury entscheidet dabei, wer in die nächste Runde kommt. Die Besten 5 Kandidaten ziehen in eine Wohngemeinschaft und vollziehen gemeinsam ein Sommertraining, inkl. zusätzlichen Weiterbildungsmaßnahmen  (z.B. Medienauftritt). Die zwei Besten nehmen im weiteren Verlauf an der Vorbereitungsphase für die Saison 2011/12 teil. Zur Saisoneröffnung wird der Sieger gekürt und erhält einen Profivertrag. So etwas gab es noch nie! Auch nicht im Fußball.

Die Runden 1 und 2 haben bereits stattgefunden und trotz der sehr guten Idee fand die Aktion eigentlich unter Ausschluss der allgemeinen Öffentlichkeit statt. Es gibt zwar eine Facebook Fanpage. Diese zählt jedoch gerade 500 Fans. Die Scorpions an sich haben da schon mehr Zuschauer bei Heimspielen (Achtung: Sarkasmus). Der Erfolg des Vorhabens wird sich im weiteren Verlauf zeigen. Noch gibt es keine Youtube Auszüge aus der Kandidaten WG. Das wäre durchaus empfehlenswert. Die angekündigten Votings sind ebenfalls noch nicht verfügbar. Wir warten gespannt, wann es „richtig“ losgeht. 

Der Schritt in Richtung Social Media ist ganz bestimmt der Richtige! Und bei einer Intensivierung der Aktivitäten und Werbemaßnahmen kann durchaus der Durchbruch bis hin zum TV (das beste Beispiel sind die beiden Guttenberg-Fanpages bei Facebook, die es in jede Talkshow zum Thema Guttenberg geschafft haben) erreicht werden. Der limitierende Faktor ist bestimmt die Beschaffenheit der Jury. Es sind ausschließlich Fachleute ohne großen Namen in Deutschland und noch dazu größtenteils Hannoveraner. In der Eishockeynews vom 08. zachMärz 2011 hat sich Kolumnist Alexander Brandt als Fan der Casting-Show goutet. In seinem Beitrag schlägt er Hans Zach als idealen Jury-Chef vor. Warum diese Konstellation nicht zustande kam, wissen wir nicht. Es ist jedoch ebenfalls ein limitierender Faktor, da die Medienreichweite von Herrn Zach bedeutend höher ist als von allen vorhandenen Jurymitgliedern zusammen. Der Grundtenor der Aktion lautet wie so oft: „Es geht hauptsächlich um den Sport!“ Diese Einstellung sollte man vielleicht überdenken. Bei der erfolgreichsten deutschen Casting Show „DSDS“ geht es eher nebensächlich um gute Musik. Im Vordergrund stehen Dieter Bohlen, seine Sprüche, die Ausschreitungen und Grabenkämpfe innerhalb der WG und die Medienwirksamkeit der Kandidaten (Erkenntnis durch Voting). Wie gut ein Kandidat musikalisch unterwegs ist wird zwar t
hematisiert. Es ist aber nicht die einzige Grundlage für ein Weiterkommen. 

Wenn ein Eishockeyverein einen Profispieler sucht, sind dessen sportliche Fähigkeiten das ausschlaggebende Kriterium für eine Verpflichtung. Ist das wirklich so? Oder zählen auch Punkte wie Gehaltsvorstellungen, Integration in die Mannschaft, Persönlichkeit, Charakter und Einstellung? Wir sind uns sicher, daß dem so ist. Das bedeutet im Umkehrschluss für die Castingidee, daß derartige Eigenschaften teilweise auch per Votings bewertet werden können. Die Fans sollten mitbestimmen, wer Teil „Ihrer“ Mannschaft wird. Dieser interaktive Aspekt fehlt bis jetzt gänzlich. Zeit genug ist noch vorhanden, um an der Aktion zu schrauben und das Interesse eines breiten Publikums zu wecken. Die letzte Entscheidung müssen dann natürlich die Clubverantwortlichen treffen. Verläuft das Casting erfolgreich, kann man viele weitere Ideen davon ableiten und diverse Vereine können ihre eigene Version ins Leben rufen. Auch die Nationalmannschaft könnte eventuell eine Reihe unter allen Del- und Zweitligaspielern„casten“ lassen.

Wieso eigentlich neda?

Abschließend gratulieren wir den Hannover Scorpions zu dieser gelungenen Idee und wünschen dem Generation Hockey Team viel Erfolg!