Feb, 2011

Fragt doch einfach Uli Hoeneß!

Laut TZ-Online war das Heimspiel der FC Bayern München Basketballabteilung gegen Würzburg ein Riesenerfolg. 12.200 Zuschauer sorgten in der 2. Basketballbundesliga für eine Rekordkulisse. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß DEL Club EHC München weder in den Jahren der Zweitklassigkeit noch im ersten DEL Jahr eine auch nur annähernd hohe Zahl erreichen konnte. Dabei liegt der Schnitt der Besucherzahlen in der Basketballbundesliga (1.Liga!) deutlich unter dem Schnitt der DEL! Da muss man sich doch die Frage stellen, was macht Herr Hoeneß anders als alle Eishockeymanager?

In einem Interview mit OrangeZone vor der Saison wurde Herr Hoeneß gefragt, warum er nicht beim Eishockey einsteigen wollte. Seine klare Antwort hieß, daß Bayern München beim ersten Versuch in die Eishockeybranche einzusteigen zu viel Geld verloren hat. Was soll man da noch sagen? Im gleichen Interview findet man allerdings eine andere Aussage, die man sich in Eishockeykreisen aufmerksam zu Gemüte führen sollte. Bevor der große FC Bayern blind in das Abenteuer Basketball stürmte holte man Studien ein und betrieb Marktforschung. „Was ist eigentlich Marktforschung?“ „Was hat eine Audi-Studie mit Sport zu tun?“ Diese Fragen würde man von Deutschen Eishockeymanagern hören.

 

Anstatt sich ständig einzureden, daß man die besten Zahlen hinter König Fußball hat, wäre es auch für die Branche Eishockey wichtig, eine flächendeckende Studie vorzunehmen. Dabei kann geprüft werden, was die breite Masse von einer Sportart Eishockey erwartet, wo die Vorlieben liegen, was einer Mehrheit (und nicht nur den eingefleischten Fans) nicht gefällt, wo die Vorstellungen für Eintrittspreise liegen und was eine Familie bewegen würde, ein Eishockeyspiel zu besuchen. DEL, ESBG und DEB haben mit Sicherheit genug Kapital um eine derartige Studie in Auftrag zu geben. Das eigentliche Problem ist aber, daß jeder immer alles besser weiß. Und eine Studie von „Eishockey-Unwissenden“ kann weder in den Verbänden noch in den Vereinen irgendjemanden überzeugen. „Die haben doch KEINE AHNUNG!“ 

 

Vielleicht sollte man bei Uli Hoeneß nachfragen, ob Ähnliches nicht auch schon vom FC Bayern in Auftrag gegeben oder selbst durchgeführt worden ist. Die Antwort wäre bestimmt höchst interessant für alle Eishockey-Fachmänner in Deutschland. Es ist doch erkennbar, daß es auch Erfolge gibt. Die Eisbären Berlin verstehen es nun seit Jahren die Berliner zu elektrisieren. Überraschend hierbei ist, wie vielen jungen deutschen Spielern die Organisation in der letzten Dekade eine Chance gegeben hat. Noch stärker zählt jedoch, wie lange man diese Spieler in den eigenen Reihen gehalten hat. Es erweckt fast den Anschein als ob Nachhaltigkeit auch bei den Fans und Eishockeybegeisterten eine gewichtige Rolle spielt. Leider sind in dieser Hinsicht die Berliner ein Einzelfall.

fanprotest

Einer Studie des Exist-Projektes Scoutractor zu Folge wurden fast 50% der Spieler in den Jahren 2008 und 2009 bis zur nächsten Saison ausge-tauscht. Nimmt man die Eisbären aus der Kalkulation raus, landet man bestimmt bei 50%. Das kann durchaus ein Grund sein, warum die Fans immer weniger werden. Weiter ist es eigentlich schwer nach-vollziehbar, warum sich die DEL immer noch vehement gegen Forderungen der Fans stemmt, die schon seit Jahren
im Raum stehen. Die Aktion Pro Aufstieg fand in ganz Deutschland Anklang. Da die Liga dieser Aktion völlig gleichgültig gegenüberstand, haben die Fans ihre damalige Drohung nachhaltig (!) wahrgemacht und bleiben dem Sport immer zahlreicher fern.

Bitte liebe Verbände, Ligen und Vereine, vereinigt Euch und findet heraus, wie man die Zuschauer wieder in die Stadien/Arenen bekommt und damit auch wieder Sponsoren und das TV-Interesse zurückgewinnt!

 

Wieso eigentlich neda?

Neues Jahrzehnt – neue Chance

Eurosport Live Übertragung Eisbären-Icetigers war ein toller Fernsehabend.

Nach Lena Meyer-Landrut Endlosschleifen auf Pro7, Dschungel-Camp Verdruß und der gefühlten 1000ten Good-by-Deutschland Sendung konnte man am Dienstag, den 01.Februar 2011, richtig gutes Entertainment in der freien deutschen Fernsehlandschaft erleben. Das DEL Spiel Eisbären Berlin gegen die Icetigers aus Nürnebrg war ein tolles Erlebnis. Geschwindigkeit, Technik und Enthusiamus wurden ohne ständige Pausen und Schlägereien dargebracht. Die Spannung war bis kurz vor Schluß (4:1 in der 57ten Minute) vorhanden.

Da kann man nur hoffen, daß es in absehbarer Zeit nicht bei acht Sendungen pro Saison bleibt! 

Es war nicht nur das Spiel an sich das gefiel, sondern auch Kommentar, Interviews (gegenüber Sport1!) und Kameraführung verdienten echtes Lob. Man fragt sich an einem solchen Abend nur: Was ist los mit den Deutschen? 

ber-nurWie kann man Josef, Ronny, Hubert und Heinz hinter dem Ofen hervorholen und für die schnellste Mannschaftssportart der Welt etwas mehr begeistern? Der Weg führt mit Sicherheit über das freihe Fernsehen. Denn in den 90er Jahren war die Sportart schon kurz vor dem Durchbruch. Ein Fernsehvertrag mit Sat1 und stetig wachsende Zuschauerzahlen in den Stadien ließen viel Eishockeyfans hoffen. Aber es kam ganz anders. Die Funktionäre beschlossen die Bundesliga in DEL umzubauen, machten Maskottchen-Namen zur Pflicht für jeden Verein und verfielen in den Folgejahren aus lauter Gier dem PayTV-Sender Premiere (jetzt Sky). Anstatt organisch zu wachsen wollte man auf Bruch nordamerikanische Verhältnisse (NHL) schaffen. Sinkendes Zuschauerinteresse, Pleiten und letztlich der Abstieg der Nationalmannschaft in die B-WM (sicherlich auch bedingt durch die völlige Öffnung der DEL für Kontingentspieler 1997) waren die Folge.

auf schalke20 Jahre später bescherten uns die „jungen Wilden“ von Uwe Krupp ein Frühjahrsgeschenk, wie es wohl in den nächsten zwanzig Jahren nicht mehr so schnell kommen wird. Eurosport ermöglicht Live-Übertragungen im freien Fernsehen. Da sind jetzt nur noch die Herren von Verband und Ligen gefragt! Kann man es im nächsten Jahrzehnt besser machen? Der Deutsche Eishockey Bund setzt einen Anfang und orientiert sich in Richtung web 2.0. Kaum zu glauben! Denn bisher hatte man sich im Eishockey sehr selten wirklich am „Kunden“ orientiert. Fans sollten zahlen, singen und zuschauen, aber die Interessen von Clubs und Spielern hatten immer oberste Priorität. Wer in der Drittelpause ein Interview gab, wurde meist als Wichtigtuer abgestempelt. Das hat sich schon seit geraumer Zeit geändert. Vielleicht sollten sich alle Funktionäre und Manager, wie in der Medizin die Ärzte, ständigen Fortbildungsmaßnahmen unterziehen. Trainer machen das schon seit jeher ein bis zweimal pro Saison. Allerdings bisher nur im sportlichen Bereich. Auch im Management kann man heute sehr viel lernen.

Alle Krisen haben den Vorteil, daß die „Überlebenden“ gestärkt in die nächste Epoche voranschreiten. Clubs wie Köln, Düsseldorf, Krefeld oder Hannover haben im letzten Jahrzehnt bestimmt enorm viel Erfahrungen gemacht, Probleme bewältigt und Chancen genutzt. Bis jetzt kann man sie alle als „Überlebende“ bezeichnen. Eine Erkenntnis wird sich bei allen zeigen: Man muß viel näher an den Kunden / Fans dran sein als früher. Sonst verliert man sie, wie die DEG oder auch die Haie. Image und Bekanntheit muß man anstreben. Nicht jeder für sich. Denn die Eisbären aus Berlin haben in diesem Bereich in den letzten Jahren zwar erstklassige Arbeit geleistet. Aber selbst sie konnten den Bekanntheitsgrad der Sportart nicht signifikant erhöhen, obwohl die Berliner in ihrer Region und Branche die eindeutige Nummer 1 sind (evtl. sogar noch vor Hertha).

In der Epoche von Social Media (z.B. Youtube, o.a.) sollten Live-streams kein Thema mehr sein. Um einen großen Sprung nach vorne machen zu können, wären frei verfügbare Live-Spiele auf DEL.org eine von zahlreichen Möglichkeiten. Das hieße jedoch, erst investieren, dann kassieren. Ob Funktionäre und Manager aus dieser Sportart zu solchen neuen Schritten bereit sein werden, wird sich zeigen. Man kann es nur hoffen. Um „branchenfremde“ Kunden zu gewinnen, wäre auch eine Zusammenarbeit mit ARD/ZDF Wintersport erstrebenswert. Einblendungen zwischen Biahtlon, Abfahrt und Eisschnelllauf könnten, ähnlich einer Konferenzschaltung, laufen. Man stelle sich vor:

Maria Riesch hat gerade ihren Abfahrtslauf in Garmisch-Partenkirchen beendet, da meldet sich der Reporter aus Köln: „Tooooor in Köln! Gogulla erzielt die 3:1 Führung für die Haie!“ Dann folgt die Szene in Echtzeit mit diversen Zeitlupen und Erläuterungen. Danach meldet sich wieder der Reporter aus Garmisch-Partenkirchen: „Nun steht Lindsey Vonn am Start, Rieschs stärkste Konkurrentin um den Gesamtweltcup…“ nt>

Dazu müssten allerdings die Herren aus der DEL auch zu Spielzeiten bereit sein, die bisher nicht wirklich an der Tagesordnung waren. Aber wer nahe an Kunden dran sein will, die es zu gewinnen gilt, muss sich auch an diesen orientieren.

Wieso eigentlich neda?