Der Hockey Blog – Thema Kooperationsvertrag

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Und dann das… Der neue Kooperationsvertrag wird zum Dilemma!

Nach zuletzt großartigen Nachrichten fällt die gesamte Sportart wieder in ihr „Deppengedümpel“ zurück. Ich kann gar nicht glauben, was ich in jüngsten Beiträgen, Artikeln und Nachrichtenmitteilungen über den DEL-DEB-Kooperationsvertrag lesen muss. Warum sind die Entscheider in unserer Sportart so unglaublich schwierig, wenn es darum geht, Kompromisse im allgemeinen Dienste der Sportart einzugehen. Erst im Frühling präsentierte die DEL als Liga ihr „tolles Konzept“ in seinen ersten Zügen. Ein neues Logo, ein neuer Claim und die Ideologie des Image wurden vorgestellt und weitere Umsetzungen des Konzeptes angekündigt. Dann startete die Nationalmannschaft durch und legte eine der besten Weltmeisterschaften der Geschichte hin. Zuletzt standen zwei deutsche Spieler im Finale um den Stanley-Cup. Eine ganze Sportart schien in Aufbruchstimmung. Bis…

Die Unfähigkeit, Kompromisse einzugehen…

Ja bis Verbands- und Ligenbosse wieder ihre Unfähigkeit, Kompromisse einzugehen, klar und deutlich unter Beweis stellten. Im Rahmen der Weltmeisterschaft klang das Ganze schon ein wenig durch. Beide Seiten stellten jedoch eine baldige Einigung in Aussicht. So mancher Experte äußerte da allerdings schon seine Befürchtungen, dass es ein schwieriger Prozess werden könnte, einen neuen Kooperationsvertrag abzuschließen. Diese Experten sollten Recht behalten. Aspekte wie Wirtschaftlichkeit, Ausbildung, Anerkennung, Spielmodi & -pläne, Medienpräsenz und Auf- bzw. Abstieg wurden auf den Tisch gepackt. Jeder Vertreter (sei es Verein, Liga oder Verband) wusste seine eigenen Interessen bestens zu vertreten. Ein äußerst prägnantes Kriterium scheint die Gewährleistung wirtschaftlichen Handelns für DEL-Clubs zu sein, die im Fall eines Abstiegs stark gefährdet wäre. Die Hallennutzung und -auslastung wird dabei am häufigsten genannt. Das hört sich zunächst sehr plausibel an. Bei genauerer Betrachtung erscheint es jedoch ein geradezu lächerliches Argument. Organisationen wie z.B. die Kölner Haie oder DEG Metro Stars könnten mit ihren neuen Arenen einen Abstieg gar nicht „überleben“. Ist das so? Ich bin völlig überzeugt, dass beide Clubs keine schlechtere Auslastung (Haie: ca. 46% und DEG: ca. 35%) in der 2.Bundesliga aufweisen würden. Für Frankfurt und Kassel war der Neuanfang in untersten Spielklassen gradezu ein Zuschauersegen! Über den Verlust der Fernseheinnahmen kann man im Eishockey am allerwenigsten jammern. Sie machen bei den kleinen Clubs schon nicht mal 10% der Gesamteinnahmen aus! Ein anderer „positiver“ Aspekt des Abstiegs wird bislang komplett verschwiegen: Der zwingend notwendige Lizenzverkauf. Der Aufsteiger aus Liga 2 muss dem DEL-Absteiger die Lizenz abkaufen, um in die DEL GmbH einsteigen zu können. Diese Lizenz ist 800.000 Euro wert! Das bedeutet im Klartext. Der absteigende Club kann schon mal 800.000 Euro Sondereinnahmen für die 2.Ligasaison verbuchen, bevor die Saison so richtig angefangen hat. Ich bin sehr gespannt auf weitere Argumente für die These, dass ein Abstieg aus der DEL einem „Todesurteil“ gleichbedeutend wäre.

Runter vom Ross, DEB!

Doch auch der DEB (inkl. ESBG, Verwaltungsgesellschaft der 2. Bundesliga) darf sich nicht in seinen Forderungen verrennen. Denn man muss auch mal sehen, dass seit Einführung der Deutschen Eishockeyliga deutlich mehr Akteure den Weg in die NHL (und nicht nur den Draft) gefunden haben als noch zu Bundesligazeiten. Talentschmieden wie die Eisbären Berlin oder Adler Mannheim stecken sehr viel Geld in den Nachwuchs und dessen Förderung. Ohne derartige Organisationen könnte die Nationalmannschaft die gegenwärtigen Erfolge nicht feiern. Das viel gescholtene Konzept „Förderlizenz“ sollte auch nicht unerwähnt bleiben. Es gibt genug Spieler, die von diesem Konzept profitieren konnten. Die ersten Jahre sind immer schwer und jeder junge Spieler ist dankbar, für jedes einzelne Spiel, das er in der höchsten Liga bestreiten darf. Dazu benötigt jeder Verein aus der 2.Bundesliga aber auch einen DEL-Partner, an den oder von dem er seine besten Talente „ausleihen“ darf. Die DEL kooperiert auf sehr vielen Ebenen mit Vereinen aus unteren Ligen (die dem DEB zugeordnet sind) und dient als größter Finanzier für den Nachwuchs. Ohne DEL gäbe es auch keine Erfolge in den U20 und U18 Nationalmannschaften. Auch wenn die jungen Talente in vielen Fällen bei kleinen Vereinen (wie z.B. Tölz, Landshut oder Rosenheim) heranwachsen, liegt der tiefste Ursprung ihres Ehrgeizes doch ganz klar darin, einmal DEL-Spieler zu werden.

Transparenz, what the fu.. ist Transparenz?

Ich würde gerne über weitere Reibungspunkte des Kooperationsvertrages schreiben. Allerdings haben beide Parteien in dieser Hinsicht Stillschweigen vereinbart. Das ist der Punkt, den ich am allerwenigsten nachvollziehen konnte. Wir befinden uns im Social Media Zeitalter! Das bedeutet, dass Unternehmen, Verbände, Parteien und auch Vereine eigentlich Transparenz als oberste Priorität ihrer Kommunikationsarbeit sehen müssten. Wie kann man da absolutes Stillschweigen vereinbaren. Da können DEB und DEL ihre Facebook-Fanpages ebenso wie ihre Twitter-accounts sofort schließen. Auf mein Post bei der DEB-fanpage mit der Bitte um etwas Feedback zum Thema wurde nicht eingegangen. Die DEL-fanpage erlaubt eigene Posts gar nicht! Die beiden Internetseiten weisen nicht einen Beitrag zum Kooperationsvertrag auf. Bei allem Respekt, meine Herren, so funktioniert Transparenz nicht. Und Transparenz ist definitiv das wichtigste Element auf dem Weg zu mehr Bewusstsein in der Bevölkerung und einem Image für das deutsche Eishockey.
Die Leidenschaft brennt nicht indem man kontinuierlich streitet, sondern indem man gemeinsam das Volk zum kochen bringt. Wie z.B. 2010 bei der WM im eigenen Land, als über 70.000 Zuschauer und die deutsche Medienlandschaft (einmal abgesehen von ARD & ZDF) frenetisch den Auftaktsieg gegen die USA feierten. Eine öffentliche Austragung des Konfliktes würde unter Umständen eine relativ schnelle Lösung mit sich bringen. Denn eigene Interessen können dann bestimmt nicht mehr so vehement vertreten werden, besonders unter moralischen Gesichtspunkten…

WM im Februar…

Eine WM im September, wie sie Lance Nethery (Manager DEG Metro Stars) fordert, könnte z.B. das Problem „Spielplan“ lösen. Während die DEL noch bis Oktober (WM und kurze Pause im Anschluss) pausiert, könnte die 2.Bundesliga in einem Monat (bei Spielstart Anfang September) einen Vorsprung „herausspielen“. Je nachdem wie eine Saison verläuft, würde sogar eine Relegation in unmittelbarem Anschluss an die DEL Hauptrunde möglich. Noch besser wäre eine WM im Februar, die im Olympiajahr pausiert. Somit wäre ein kontinuierlicher Saisonablauf gewährleistet, Relegationsspiele organisatorisch machbar und ein Hype von Februar bis Mai durchaus möglich. Wenn der deutsche Meister im Fußball dann mal wieder 4 Wochen vor Saisonende feststeht, das Champions League Finale (wie so oft) ohne deutsche Beteiligung stattfindet und das Pokalfinale gespielt ist, kann die DEL Finalserie in den Mittelpunkt des Medieninteresses rücken.

Wieso eigentlich neda? Fragt sich Euer Manuel Hiemer!

Über Manuel Hiemer

Vizepräsident Landeseissportverband Sachsen-Anhalt; Vorstand Eis- und Sportverein Halle (Saale) e.V.; Inhaber M Solutionis (Online Marketing Agentur); ehem. Eishockeyspieler (EHC München, Dragodiles Bad Aibling, EV Landsberg, Star Bulls Rosenheim, Bemidji State Beavers, Silver Bay Mariners, Sportbund DJK Rosenheim)

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