Eishockey in Deutschland

Über den Tellerrand

… zu blicken würde sich schon lohnen!

2000 Leute reisten von Österreich nach Berlin, um sich ein Eishockeyspiel anzusehen, in dem weder eine österreichische Clubmannschaft noch die Nationalmannschaft spielten. Wie kommt das? Es war ein NHL-Spiel, das soviele Österreicher in Deutschlands Hauptstadt zog. Vielmehr war es wahrscheinlich Thomas Vanek, Eishockeyspieler aus Österreich im Dienste der Buffalo Sabres, der die ganzen Landsleute angezogen hatte. Genauso verhielt es sich mit den deutschen Zuschauern, die das Team der Buffalo Sabres stärker anfeuerten als den Gegner Los Angeles Kings, weil Christian Ehrhoff für Buffalo spielt. Ach ja genau, es war übrigens die Begegnung Los Angeles Kings gegen Buffalo Sabres. Dieses Spiel hat die NHL zu Werbezwecken nach Europa verlegt.

Die Amerikaner haben bereits über den Tellerrand gesehen…

Was vor 15 Jahren nicht mal annähernd in Erwägung gezogen wurde, ist heute schon fast routinemäßiges Procedere in der NHL. Man gastiert zu Saisonbeginn in Europa. Die vollen Stadien und die positive Resonanz der eurpäischen Eishockeyfans gibt den Machern der NHL Recht. Es war absolut der richtige Schritt, um den Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad der nordamerikanischen Profiliga in Europa zu erhöhen. Man verschließt sich auf der anderen Seite des großen Teiches überhaupt weniger vor neuen Ideen. Um Eishockey auch für Fernsehübertragungen attraktiver zu machen, hat die NHL sogar das ganze Spielfeld geändert. Viele Zuschauer, die nicht so vertraut mit dem Eishockeysport waren, haben bemängelt, dass man häufig nicht mit der Geschwindigkeit des Spieles mitkommt. Zu rasant wechselt das Spiel von einer auf die andere Seite. Das ergaben mehrere Umfragen. Was kann man da tun? In Deutschland hätte die Antwort ungefähr so ausgesehen: „Da kann man überhaupt nichts machen! So ist Eishockey einfach.“ Und diese Antwort wäre unisono überall so zu hören gewesen. Wer anderer Meinung gewesen wäre, hätte den Sport einfach nicht richtig verstanden! Was aber macht die beste und größte Liga der Welt? Sie ändert ganz einfach so das Spielfeld. Deutlich größere Offensiv-Drittel und ein sehr kleines Mitteldrittel haben dazu geführt, dass sich ein Großteil des Spiels in einem Drittel abspielt. Das ist für den allgemeinen Fernsehzuschauer sehr viel besser verfolgbar. Jahre später, genauer gesagt beim Spiel Los Angeles gegen Buffalo Sabres in Berlin und im folgenden Spiel Eisbären gegen Adler Mannheim, merkt man in Deutschland (unter anderem sogar Hans Zach!), wie vorteilhaft diese Änderung ist. Man wurde über den Tellerrand gehoben. Ob wirklich jeder über ihn gesehen hat wage ich zu bezweifeln.

Viele Europäer blicken auch schon über den Tellerrand…

Doch auch in Europa haben sich die ersten „Drüberschauenden“ geoutet. Unter ihnen findet man einen gewissen Peter John Lee, der dafür schon ganz schön viel Kritik einstecken musste. Als er seine Eisbären Berlin für die erste European Trophy angemeldet hat, kam promt die Reaktion der heimischen Liga. „Eine Frechheit, dass die Berliner meinen, die Liga, ihren Spielplan und die restlichen Teams mit Füßen treten zu können.“ Gernot Tripke, Geschäftsführer der DEL, wollte den Eisbären die Teilnahme verweigern. Schlimmstenfalls hätten die Berliner mit Punktestrafen oder sogar dem Ausschluss aus der Liga rechnen müssen. Das ist greade mal eineinhalb Jahre her! Die skandinavischen Vertreter aus Finnland und Schweden waren sich schneller einig, dass diese European Trophy eine sehr gute Idee ist, um europäisches Clubeishockey auf eine neues Niveau zu bringen. Im Westen tront die NHL, im Osten droht die KHL und in der Mitte hüpfen immer noch zuviele Kleingeister umher, die nicht einsehen wollen, dass eine länderübergreifende Liga auch in Zentraleuropa sehr viel Potantial hat. In Tschechien hat man das erkannt. Und, wie in einem früheren Beitrag erwähnt, spielt der Südosten schon mehrere Jahre länderübergreifend in der EBEL.

Ist der Tellerrand in Deutschland zu hoch?

Oder sind „die Macher“ einfach zu alt? Mit dieser kritischen Frage mache ich mir bestimmt nicht nur Freunde. Doch man MUSS sich diese Frage in Deutschland ernsthaft stellen. Im Alter klettert und hüpft es sich nunmal nicht mehr so gut. Doch irgendwie muss man doch über den Tellerrand kommen, um drüber sehen zu können. Wie hoch können Leute wie Erich KühnhacklFranz Reindl, Gernot Tripke oder Oliver Seliger noch „hüpfen“? In meinen Augen gar nicht! Ich kann mir vorstellen, dass in den Augen diverser Herren die Tatsache, dass Berlin und Mannheim auf einer kleineren Eisfläche spielten, eine gewisse Wettbewerbsverzerrung hervorgerufen hat. Ich bin mir jedoch auch sicher, dass es in Deutschland genügend junge, innovative Seelen mit Verstand gibt, die nicht nur im Eishockey einen hohen Wissensstand aufweisen. Vor kurzem wurde mir diese Tatsache sogar bewiesen. Nach ein oder zwei deb-kritischen Beiträgen hier beim Hockey Blog, kontaktierte mich ein gewisser Manuel Hüttl, nebenbei Vice-Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes, und bat um Meinungsaustausch. Wie bitte? Keine Drohungen, kein Kräftemessen und nicht die geringste Schelte über meinen mangelnden Wissensstand. Da war ich doch überrascht! Sehr erfrischend verlief dann auch der Termin in München. Die Inhalte des Gesprächs könnten einen eigenen Blogbeitrag füllen. Aber der Beweis wurde erbracht. Es gibt sie, die junge Generation mit neuen Ideen und Ansichten. Auch der Manager der DEG, Lance Nethery, wurde hier mit seinem Gedanken, die Weltmeisterschaft in den September zu verlegen, bereits zitiert. Uwe Krupp ging bei der Zusammenstellung der Nationalmannschaft ebenfalls einen neuen Weg und rekrutierte gleich mehrere AHL Spieler („ist ja nur die zweite Liga in Nordamerika…) für die Heim-WM 2010. Wie das ausging wissen wir alle! Es gibt also einige Beispiele für Pioniergeister in der deutschen Eishockeywelt. Sie sind nur zu wenig, um Grundlegendes zu verändern. Wie reif Deutschland für Neues, Transparenz und Innovation ist, wir der mehrfach erwähnte runde Tisch im Rahmen des Deutschland-Cups 2011 (als dessen Pate man durchaus Manuel Hüttl sehen kann) zeigen.

Über den Tellerrand fallen oder blicken!

So wie sich die Dinge derzeit entwickeln, bleiben zwei Möglichkeiten übrig, wie es weitergehen wird.

Man macht einfach so weiter wie bisher, zankt sich, streitet an allen Ecken und Enden, kümmert und schert sich nur um sein eigenes kleines Reich und … fällt dabei über den Tellerrand ins totale Eishockey-Nirwana. Dann wird es noch mehr Pleiten geben, auch Sky wird sein Interesse an Eishockey verlieren, ehemalige Profis beantragen zukünftig Harz IV um den Lebensunterhalt bestreiten zu können und die Eisbären Berlin gewinnen die zehnte Meisterschaft in Folge.

Oder man öffnet die Türen für eine neue Generation an Funktionären, Geschäftsführern und Managern. Man hört sich Ideen, Vorschläge und Meinungen an, ohne sie sofort im Keim zu ersticken und „totzulamentieren“. Man schafft Freiräume für große Vorhaben und gibt im Gegenzug kleinen Anpassungen Zeit, sich zu bewähren. Zusammenfassend könnte man sagen, alle Beteiligten erlauben der Sportart einen kompletten Neustart mit z.T. völlig neuen Bedingungen und Voraussetzungen. Mittlerweile gibt es sogar eine Facebook-Petition für mehr Eishockey im freien Fernsehen. So eine Medium muss man allerdings wahrnehmen, annehmen und zu nutzen verstehen…

Wo oder was ist überhaupt der Tellerrand?

Der Sport in Deutschland hat so viele Förderer, unterstützende Organisationen und kooperierende Institutionen die man nutzen kann. Nur im Eishockey hat man jede Tür, die irgendwann einen Spalt weit geöffnet wurde mit einer Brachialgewalt und Torheit zugeknallt, dass es nicht zu glauben ist. Wenn der DOSB das Gespräch sucht, schickt der DEB seine Sekretärin. Wenn die Bundeswehr Sportfördergruppen anbietet, schafft es die 1. Bundesliga Jahr für Jahr Plätze zu verlieren anstatt das Kontingent kontinuierlich auszubauen. Wenn sich Fans zu einer Vereinigung zusammenschließen, erklärt die DEL, dass man von den Fans nie und nimmer (über)leben kann. Dabei frage ich mich, wer im Fernsehen für die Einschaltquoten sorgt, die für Sponsoren von entscheidender Bedeutung sind. Wo genau liegt also der Tellerrand über den man blicken müsste?

Er liegt am Rande jedes Vereins, der sich selbst der Wichtigste ist

Er liegt am Rande jeder Liga, die in ihren Augen alles richtig macht, während alle anderen Ligen falsch handeln

Er liegt am Rande jedes Verbandes, der sich selbst der Nächste ist

Er liegt am Rande jedes individuellen Blickfeldes, das nur die Einzelperson und ihre Einzelinteressen in den Fokus rückt

Lasst uns alle zusammen die Tellerränder finden, erklimmen und überblicken, damit diese wunderbare Sportart wieder auferstehen kann…

Der Hockey Blog – Der runde Tisch

Ein Beitrag des EEHF e.V.

Reaktionen auf unseren Aufruf zum runden Tisch zum Thema Kooperationsvertrag.

Wir haben Antworten des DEB , ESBG und der DEL auf unsere Einladung bekommen, die unterschiedlich ausgefallen sind.

Der Deutsche Eishockey – Bund hat durch Herrn Hüttl geantwortet und das damals gemachte Angebot wiederholt und sogar noch ausgeweitet, indem sie beim Deutschlandcup in München auch Fanvertreter der DEL, ESBG und Oberliga mit dazunehmen möchten und auch die Koordination der Vertreter der DEL und der Zweitligisten übernehmen. Wir halten das für einen guten Vorschlag.

Die Eishockeyspielbetriebsgesellschaft hat durch Herrn Seliger geantwortet, das er in München auch zur Verfügung steht und mit dem DEB in Kontakt steht.

Die Deutsche Eishockey Liga hat eigentlich eine indirekte Absage erteilt, die man aber nur zwischen den Zeilen lesen kann. Kern ist, das die EEHF nicht das Sprachrohr aller Eishockey Fans sei. Sie berufen sich hierbei auf die Aussage der DEL Fanbeauftragten und kritisieren auch, das diese nicht in diese Aktion mit eingebunden waren. Man will aber, wie der DEB auch, auf dem Deutschland Cup mit legitimierten Fan Beauftragten Transparenz schaffen. Geantwortet hat uns Herr Schumann, Berater Kommunikation.

Wir denken das dies ein kleiner Schritt in die richtige Richtung ist und sind gespannt ob das im November in München auch umgesetzt werden kann. Einladungen für den „ runden Tisch“ sollen ca. 4 Wochen vor dem Deutschlandcup verschickt werden.

Abschließend zu dieser Aktion möchten wir noch einmal darauf hinweisen, das wir ein eigenständiger Verein sind, der gerne angebotene Hilfe von anderen annimmt, sich aber bei seinen Aktionen mit keinem Absprechen muss.

Der Hockey Blog – Die Abkassierer?


Ein Nachtrag zur WDR Sendung…

„Sport Inside – Die Abkassierer“ vom 05.09.2011 um 22:45. Der Titel der Sendung zielt auf Eishockeyspieler ab, die sich in der alljährlichen Spielpause im Sommer arbeitslos melden. Sehr drastisch werden hier Beispiele aufgeführt, in denen sich z.B. Nationalspieler mit einem Bruttoeinkommen pro Jahr von 200.000,- € erdreisten, von Mai bis Juli Arbeitslosengeld zu beantragen. Auch die Tatsachen, dass hohe Gehälter und bereits vorhandene Verträge für die neue Saison vor einer Vermittlung schützen, werden aufgeführt. Ob die Arbeitsagentur allerdings innerhalb von drei Monaten einen „annehmbaren“ Arbeitsplatz ermitteln würde, bleibt eine offene Frage. Viele Profispieler haben eine Lehre und z.T. sogar Abitur. Für Projektarbeit wären sie geeignet.

Wer zockt hier wen ab?

Marco Stichnoth, Manager der Hannover Scorpions, erklärt im Interview, dass es der Wunsch der Spieler und deren Agenten sei, Verträge über neun Monate abzuschließen. Das halte ich für sehr zweifelhaft. Wer verzichtet schon gerne freiwillig auf Geld? Seine Darlegung der Umlage des Gehaltes auf 12 Monate klingt zunächst plausibel. Er versteht es sehr gut seinen Verein als Vorbild darzustellen, ethisch und moralisch. Fakt ist allerdings, dass die Gehälter immer, und ich meine damit immer(!), auf eine Saison von neun Monaten ausgelegt sind und waren. Die Umlage auf 12 Monate macht die Sache nur für eine Seite besser: Der Agentur für Arbeit bleiben Ausgaben erspart. Die Dummen dabei: Die Spieler, die sich auf die Umlage einlassen. Sie verzichten auf drei Monate Gehalt (oder zumindest Arbeitslosengeld). Ob es Gehalt ist, auf das Spieler hier verzichten, wird nachfolgend geklärt.

Schlitzohren oder Parasiten?

Diese Frage stelle ich nicht hinsichtlich der Spieler, sondern in Bezug auf die (sogenannten) Proficlubs. Man kann es schon als geschickten Schachzug bezeichnen, dass vor ca 15 Jahren die ersten Manager diese Lücke erkannt haben und Eishockeyspieler zu „Saisonarbeitern“ deklarierten, die man außerhalb der Saison nicht bezahlen muss. Unter den ganzen Vereins- und Verbandschefs befinden sich einige Anwälte. Sie haben einfach ihre Karte ausgespielt. Man könnte auch argumentieren, dass es sehr viel mehr „Drückeberger“ unter den Arbeitslosengeld II Empfängern gibt als Profi-Eishockeyspieler. Im Einzelfall scheinen die Bezüge sehr hoch. In der Masse gehen sie förmlich unter. Es gibt in Deutschland gerade einmal 9000 aktive Spieler im Seniorenbereich. Weniger als 600 davon kann man als Profis bezeichnen. Die Anzahl der Empfänger von Höchstbeiträgen ist letzten Endes schwindend gering bis vernachlässigbar. Vor allem Vereine, die es Jahr für Jahr finanziell schwer haben, empfinden dabei wenig Skrupel. Aus Sicht des Geschäftsmannes wirkt der Kniff „Saisonarbeiter“ eventuell sogar clever. Ich empfinde es allerdings als unetisch, die Arbeit von Angestellten entweder gar nicht zu bezahlen, oder von der Agentur für Arbeit bezahlen zu lassen. Man mag sich nun fragen, warum ich hier immer wieder von Arbeit spreche, die nicht bezahlt wird. Das hat für mich vertragliche Hintergründe.

Die vertragliche Bedingung…

… dafür, dass ein Spieler tatsächlich im Kader eines Clubs aufgenommen wird und zum Angestellten avanciert, ist seine Fitness zu Beginn der Vertragslaufzeit. Nachdem die Neunmonatsverträge erfolgreich etabliert wurden, kam es immer häufiger zu Fällen, in denen Spieler im August das Training aufnahmen und völlig untrainiert waren. Für die Trainer war es dann ein Ding der Unmöglichkeit, diese Spieler bis Saisonbeginn auf den notwendigen Fitnessstand zu bringen. Im Laufe der Zeit haben die Ligen (hauptsächlich DEL und ESBG) standardisierte Verträge eingeführt, die für alle Vereine bindend waren. Um das „Fitnessproblem“ zu lösen, baute man Klauseln in die Verträge. Eine davon behandelt die körperliche Verfassung, in der sich Spieler befinden müssen, damit der Vertrag endgültig wirksam wird. Diese körperliche Verfassung wird vor dem Traingsauftakt anhand von Fitnesstests überprüft. Besteht ein Profi diesen Fitnesstest nicht, wird der Vertrag unwirksam. Die Profispieler im deutschen Eishockey werden also vertraglich dazu gezwungen, sich nach ihrem verdienten Sommerurlaub durch gezieltes Kraft- und Konditionstraining auf die neue Saison vorzubereiten. Um die Tests zu bestehen ist es notwendig, dieses im Fachchargon „Sommertraining“ genannte Programm (Siehe dazu das Video von Generation Hockey Hannover, vom Mai diesen Jahres) Mitte Mai, spätestens im Juni,  zu starten. Das Ende einer Saison fällt ungefähr in den April.  In den Wintermonaten gibt es keine Pause.

Sind Lehrer Saisonarbeiter?

Eishockeyspieler haben also tatsächlich eine Periode von 6 – 8 Wochen, in der sie nicht arbeiten (Ich bezeichne es jetzt einfach als Arbeit, auch wenn manch einer das anders sehen mag)! Das entspricht also einem regulären Urlaubsrahmen deutscher Angestellter. Man bedenke nur die Urlaubszeiten von Lehrern! Man könnte also auch die Lehrer dazu verdonnern, sich über die Sommerferien arbeitslos zu melden, damit man sie für die Urlaubszeit nicht bezahlen muss. Wie kommt man nun auf die Idee, es würde sich bei Eishockeyspielern um Saisonarbeiter handeln? Praktisch gesehen arbeiten die Spieler nicht vor Ort bei ihrem Verein, sondern verbringen die Zeit in ihren Heimatorten. Allerdings gibt es meines Wissens kein Gesetz, das besagt, dass Mitarbeiter nur als Mitarbeiter zählen, wenn sie am Firmensitz arbeiten. Was ist mit dem wohlbekannten Außendienstmitarbeiter? Wer also vertraglich das Arbeiten im Sommer anordnet, der sollte auch die Bezahlung dieser Monate zu marktüblichen Gehältern vornehmen! Die Umlage des Neunmonatsgehaltes auf 12 Monate  zählt hier nicht. Nur die Spieler, die zu Saisonende tatsächlich noch keinen gültigen Vertrag haben, sind dann als arbeitslos zu melden. Sobald ein Spieler verpflichtet wird und somit das Training im Sommer verordnet bekommt, muss er vom Verein auch bezahlt werden.

Abkassierer? Bei politischer Relevanz würde man sie Ausbeuter nennen…

Grüße von Eurem „Nichtstempler“,

Manuel Hiemer

Der Hockey Blog – I have a dream

In memoriam MLK

Der Traum vom „runden Tisch“

I have a dream…

dass ich eines Tages an einem Freitag Abend den Fernseher einschalte und es um 20:15 im ZDF heißt: „Bully zum deutschen Derby zwischen Berlin und Mannheim in der European Trophy Series“ und ich mich an diesem Tag bereits auf das nächste Live-Spiel (in 14 Tagen im Fernsehen freuen kann. Wie bereits berichtet, könnte diese Liga unter Umständen schon schneller kommen als man heute vermutet.

I have a dream…

dass in den deutschen Ligen von der 1. Bundesliga (oder wie sie auch immer heißen wird) bis zur Landesliga alle das Gefühl haben, in einer Sportart in einem Land zu spielen. Dieses Gefühl wird von innen kommen, da jeder Club die Möglichkeit haben wird, in die höhere Liga aufzusteigen. Und das Gefühl wird stärker werden, da sogar bei einem Abstieg nicht die blanke Angst des Ruins überwiegt, sondern die Motivation, in einem neuen Jahr auch wieder den Weg nach „Oben“ zu finden.

I have a dream…

dass in Deutschland in absehbarer Zeit wieder eine Weltmeisterschaft stattfinden wird, bei der alle Spiele inkl. Vorberichterstattung live im freien deutschen Fernsehen übertragen werden. Ich träume davon nicht fünftklassigen Frauen bei ihren krampfhaften Versuchen, Fußball zu spielen, zusehen zu müssen. Sondern ich kann die besten Sportler der Welt dabei bewundern, wie sie ihre Sportart auf ein neues Level bringen. Deutschland spielt dabei im Halbfinale (Ein Traum!?)

I have a dream…

dass in dieser wunderbaren Sportart eines Tages Strukturen gewachsen sind, die nicht nur den Sportlern, sondern allen, die dort tätig sind, echte Perspektiven als Arbeitnehmer bieten können. Strukturen, die nicht mehr auf 80% ehrenamtlicher Arbeit und 20% Großverdienertum basieren. Strukturen, welche die Arbeit im Verein oder der Liga als Privileg aufwerten, anstatt sie zum Verdruß verkommen zu lassen. Strukturen, welche andere Sportarten bewundern und als nachahmenswert ansehen. Das sind Strukturen die über mehr als eine Dekade wachsen müssen und vor allem dürfen!

I have a dream…

dass Kinder in Hinterhöfen, Wohnsiedlungen, Reichenvierteln, auf dem Land und in der Stadt mit Eishockeyschlägern „aufeinander losgehen“ (spielerisch meine ich!) anstatt mit Fäusten oder sogar Waffen (und das meine ich wörtlich!)! Diese großartige Sportart hat das Potential Kreativität zu wecken, Koordination zu sensibilisieren, Mut zu schärfen, Teamfähigkeit zu stärken, soziales Verständnis und Bewußtsein zu schulen und Freude am Leben zu vermitteln. Nichts vermag das besser als das Adrenalin, das bei sportlicher Betätigung freigesetzt wird.

I have a dream today…

dass noch in diesem Jahr der „runde Tisch“ tatsächlich Wirklichkeit wird. Dass Manager, Funktionäre, Vorstände, Präsidenten, Verbandschefs und Medienvertreter nicht wieder viel „wichtigere Dinge“ erledigen und sich um so „immens wichtige Angelegenheiten“ kümmern müssen und dabei die Qintessence dieser Sportart, nämlich ihre engagierten und motivierten Fans, links liegen lassen. Dass dieser „runde Tisch“ ein Ereignis wird, das zum Vorbild für andere Sportarten avanciert, weil Fans in Entscheidungen miteinbezogen werden und ihre Meinungen angehört sowie respektiert anstatt als Blödsinn abgestempelt werden.

I still have a dream today…

dass Eishockey in Deutschland zu einem Ereignis wächst, das die breite Masse durch Emotion und (eiskalte) Leidenschaft bewegen kann. Dass Eishockey ein Ansehen genießt, das seiner wirklich würdig ist. Die schnellste und auch koordinativ anspruchsvollste Mannschaftssportart der Welt hat es mehr als nur verdient in Deutschland nicht mit Füßen getreten zu werden. Sie hat es verdient, Wertschätzung zu erlangen, Klüngelei zu verbannen, von purem Egoismus verschont zu bleiben und den Menschen in diesem Land das vermitteln zu dürfen, wofür sie steht:

Hockey is life, the rest is just details…

 

und manchmal werden Träume wahr,

Manuel Hiemer

Für „I have a dream“ (inkl. Links) gilt: © Copyright 2001-2011. – American Rhetoric. – HTML transcription by Michael E. Eidenmuller.

Der Hockey Blog

Das Deutsche Eishockey und der Rübezahl-Effekt

Egal ob Ravensburger Lizenzierungsverfahren, Kooperationsvertrag, der Fall Kassel Huskies oder die ewige Debatte um die Oberligastruktur. Es ist immer wieder zum Heulen, wie sich die Sportart Eishockey in den Medien selbst lächerlich macht. Jedesmal wenn es Diskrepanzen gibt, findet man nur aufeinander schimpfende, unsachlich diskutierende und egozentrische Funktionäre (oder jedenfalls Verantwortliche) vor! Sehr vereinzelt gibt es auch kleine „Weltverbesserer“, die jedoch grundsätzlich nur belächelt werden, falls man überhaupt zuhört oder Inhalte versteht.

Auf- und Abstieg, Lizenzierung, Spielpläne… nicht Euer Ernst oder?

Jedes Jahr, und ich meine wirklich jedes Jahr, muss man als Eishockeyinteressierter die selbe Leier über sich ergehen lassen. Was passiert mit dem Meister der 2.Bundesliga? Da gibt es diverse Möglichkeiten, die in Frage kommen. Man weiß aber nie genau, welche aktuell wirklich in Kraft ist:

a) Die DEL wird auf 16 Teams aufgestockt und es sind gegenwärtig nur 14 . Der Zweitligameister könnte aufsteigen, falls

a1) die DEL ihn tatsächlich haben will und
a2) er dann auch noch das Lizenzierungsverfahren, dessen einziges wirkliches Kriterium der 9000 Punkte Katalog zu sein scheint, besteht.

b) Die DEL wird auf 16 Teams aufgestockt und es sind bereits 16 Teams. Aber ein Verein hat Insolvenz angemeldet und erhält deshalb die Lizenz für die Folgesaison nicht. Der Zweitligameister könnte aufsteigen,  falls

b1) die DEL ihn tatsächlich haben will und
b2) er dann auch noch das Lizenzierungsverfahren, dessen einziges wirkliches Kriterium der 9000 Punkte Katalog zu sein scheint, besteht.

c) Es gibt wieder Auf- und Abstieg. Der Abstiegskanditat muss aber nur absteigen, wenn

c1) die DEL ihn tatsächlich nicht mehr haben will und
c2) der Zweitligameister dann auch noch das Lizenzierungsverfahren, dessen einziges wirkliches Kriterium der 9000 Punkte Katalog zu sein scheint, besteht.

Diese Möglichkeiten könnte man noch beliebig erweitern. Dann würde aber vermutlich keiner mehr weiterlesen. Jetzt wollte man sich im Rahmen der Verhandlungen zum neuen Kooperationsvertrag tatsächlich wieder mit Auf- und Abstieg beschäftigen. Woran ist dieses Vorhaben gescheitert? An der organisatorischen Durchführbarkeit! Die finanzielle Lage eines Zweitligisten spiegelt sich normalerweise in der Beschaffenheit seines Kaders wieder. Das ist nicht immer der Fall, aber hier brauchen die Clubs der DEL gar nicht erst anfangen zu argumentieren (Für überhöhte Gehälter, die dann nicht mehr bezahlt werden können gibt es auch in der DEL, trotz Lizenzierungsverfahren, ein paar Beispiele). Bleiben wir also bei der Aussagekraft über die Finanzen via Kaderbeschaffenheit. Kein Verfahren eignet sich zur Überprüfung dieser Beschaffenheit besser als die altbewährten Relegationsspiele. Wie man diese Vermarkten kann, hat uns König Fußball heuer einmal mehr überzeugend vorgemacht. Was bedeutet das für DEL und ESBG? Tatsächlich haben sich in diesem Punkt DEL und DEB aufeinander zubewegt. Die Verantwortlichen der Deutschen Eishockey Liga wollten (wenn man den Veröffentlichungen Glauben schenkt) sogar den Spielplan anpassen. Den besagten Spielplan hielten nun aber die Vertreter der 2. Bundesliga nicht für durchführbar! Dieser Punkt des neuen Kooperationsvertrages scheiterte also tatsächlich an denjenigen die aufsteigen wollen? Die Bemühungen der ESBG-Clubs, doch noch zu einer Einigung zu kommen, sahen folgendermaßen aus: Alle Vorbereitungsspiele mit Vereinen der Deutschen Eishockey Liga wurden sofort abgesagt! Ist das euer Ernst?

Die Fans ergreifen wieder einmal die Initiative. Umsonst?

Vor einem Jahr gründeten enthusiastische Fans des Deutschen Eishockeys einen Verein, der allen Fans eine zentrale Plattform bieten und als Anlaufstelle dienen soll: Den „Echte Eishockeyfans e. V.“. Das ist begrüßenswert und erfreulich. Doch die Frage stellt sich für mich: „Bringt das wirklich was?“ In einem Interview mit Hockeyweb begründen die Initiatoren Kühn & Hartung, warum sie den Verein ins Leben riefen. Ihre Argumente sind nachvollzieh- und greifbar. Natürlich stehen vereinzelte Interessen von diversen Clubs dem entgegen. Die Entscheider lassen immer wieder verlauten, dass sie die Meinung der Fans respektieren und vieles auch bereitwillig umsetzen wollen. Aber „manche Dinge muss eben auch ein Fan verstehen“, lautet häufig der Tenor. Es gab bereits vor einiger Zeit eine breit angelegte Fanaktion zum Thema Auf- und Abstieg (DERHOCKEYBLOG berichtete). Doch die verlief mehr oder weniger im Sand. Dem EEHF geht es jedoch nicht nur um Auf- und Abstieg! Vielmehr wollen die Mitglieder Eishockey in Deutschland wieder populär machen. Das wollen die Fans eventuell mehr als die Clubs. Manch ein hartgesottener ehemaliger Profi, der jetzt als Manager oder Sportdirektor fungiert vertritt noch immer die Meinung:“Die da draußen sind völlig unwichtig! Hauptsache wir gewinnen!“ Diese Ansicht ist nicht grundlegend falsch. Sie sollte nur nicht die oberste Prämisse eines Eishockeyvereins oder -verbandes sein. Ich hoffe sehr, dass der EEHF seine Bemühungen verstärkt und tatkräftig den Kontakt zu DEB, DEL und ESBG sucht.

Und dann geht es wieder von vorne los?

Es gibt immer wieder Versuche, unser aller liebstes Eishockey nach vorne zu bringen. Fanaktionen, Vermarktungsversuche, Weltmeisterschaften im eigenen Land, Kooperationsverträge und Interessensgemeinschaften kommen und gehen. Doch andere Dinge scheinen beständig zu bleiben. Die Engstirnigkeit, der Egoismus, die Kurzsichtigkeit und nicht zuletzt die Arroganz der „Macher“ im Deutschen Eishockey machen das Unterfangen „2ter hinter König Fußball“ zur Rübezahl Aufgabe. Auf jedes Erfolgserlebnis folgt mit erschreckender Kontinuität ein Ereignis, das so verheerend ist, daß alle wieder von vorne anfangen müssen. Womit eigentlich von vorne anfangen? Der Imageverbesserung, dem Aufbau der Nationalmannschaft, der Verbesserung der Wirtschaftlichkeit, der Optimierung von Spielplänen… Es gibt so viele Baustellen! Tatsächlich ist es an der Zeit, dass ALLE an einem Strang ziehen und mit einer Baustelle beginnen. Vielleicht ist diese erste Baustelle die Nationalmannschaft? Dann hat man mit dem neuen Kooperationsvertrag bereits was erreicht! Die nächste Baustelle könnte das Thema Auf- und Abstieg sein. Also alle ran an einen Tisch: DEB, DEL, ESBG, EEHF und vielleicht auch mal das BMI – Abteilung Sport oder die öffentlich Rechtlichen…

Wieso eigentlich neda?

Euer „kleiner Weltverbesserer“ Manuel Hiemer 😉