20. Mai 2011

Die Eishockey WM 2011

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„Disziplinierte Kreativität“ war das Erfolgsmotto dieser Weltmeisterschaft:

Finnland wurde 2011 zum zweiten Mal in seiner Geschichte Eishockey Weltmeister. Und das völlig zu Recht! Das Suomi-Team erteilte Angstgegner Schweden im Finale eine Lehrstunde in modernem Eishockey. Die „Löwen“ machten so gut wie keine Fehler und „zauberten“ immer wieder auch tolle Szenen auf das Eis. Allen voran Mikael Granlund, der mit 19 Jahren eine großartige WM spielte. Die spielte er jedoch nicht nur wegen seiner wunderbaren „Kabinettstückchen“, sondern in erster Linie auf Grund seiner Disziplin hinsichtlich taktischer Vorgaben. Vielleicht lehne ich mich jetzt etwas weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass Granlund als bestes Beispiel für das Erfolgskriterium der diesjährigen WM dient: „Disziplinierte Kreativität“

Auch die Auswahl des Deutschen Eishockeybundes ist auf dem Weg, sich in die Riege der stärksten Teams der Welt einzureihen. Letztes Jahr, bei der Heim WM, sprachen viele Experten noch von einem sehr positiven „Ausrutscher“ und vom enormen Heimvorteil, den die Weltmeisterschaft mit sich brachte. 2011 zeigte sich das DEB-Team allerdings noch stärker als im Vorjahr. Zum ersten Mal seit 1930 gewann Deutschland alle drei Vorrundenspiele. Mit 8 Punkten in der Zwischenrunde holte man sogar noch einen Punkt mehr als 2010. In dieser Zwischenrunde gab es unter anderem ein höchst unglückliches 4:5 n.P. gegen Weltmeister Finnland. Taktisch sehr diszipliniert und offensiv durchaus kreativ (4 Tore gegen Finnland!) überzeugte die deutsche Mannschaft in allen Spielen. Im Gegensatz zur Heim-WM erfolgte das Aus jedoch schon im Viertelfinale. Bedeutet das zwangsläufig, dass ein „schlechteres“ Turnier gespielt wurde. Ganz im Gegenteil! Der Viertelfinalsieg 2010 erfolgte gegen die Schweiz. Die Eidgenossen haben noch nie gerne gegen Deutschland gespielt. Das diesjährige Viertelfinale gegen Schweden dominierten die „jungen Wilden“ von Bundestrainer Uwe Krupp phasenweise sogar. Die eine oder andere sehr gute Torchance wurde vergeben, Schweden präsentierte sich als „eiskalt“ im Abschluss und so verlor Deutschland etwas zu hoch mit 2:5. Das Spiel an sich hatte aber zwei völlig gleichwertige Protagonisten. Und das war es, was uns alle so positiv in die Zukunft blicken lassen sollte. Noch vor wenigen Jahren besiegelten ein oder zwei Gegentore der „Großen“ schon fast die Niederlage. Denn Tore schießen schien so gut wie unmöglich. Heute kann man jederzeit mit Toren der Bundesadler rechnen. Es gab 2010 insgesamt 13 Tore zu bejubeln. Bei dieser WM erzielte das DEB-Team unglaubliche 20 Tore (das dürfte die höchste Torausbeute seit langem sein).

Die „disziplinierte Kreativität“, wie sie Finnland und Schweden vorexerzierten, haben die jungen Deutschen schon relativ gut verinnerlicht. Im Vorjahr wurde das beste Torverhältnis seit langem erreicht. Zuletzt gab es 2003 in Finnland ein vergleichbar positives Ergebnis. Allerdings waren die anderen Teams der Vorrundengruppe Slowakei, Ukraine und Japan! Man muss weit zurückblättern um Deutschland vergleichbar stark zu entdecken, wie in der zweiten Dekade des neuen Jahrtausends! Wir müssen die Eishockeygeschichte zurückdrehen bis in das Jahr 1987. Damals (unter altem Modus) hätte Deutschland beinahe den Sprung in die Meisterrunde geschafft. Nur die Querelen um den Einsatz von Miroslav Sikora und die damit verbundene Verunsicherung in der deutschen Mannschaft verhinderten den Triumph. In damaligen Zeiten gab es allerdings auch des öfteren zweistellige Niederlagen gegen die „Großen“. Diese Ära kann also mit der heutigen überhaupt nicht verglichen werden. Ich lehne mich jetzt einfach ein zweites Mal weit aus dem Fenster und behaupte: „Die deutsche Eishockey Nationalmannschaft wird uns in den nächsten Jahren noch viel Freude bereiten!“ Denn das, was hier in den letzten Jahren geschaffen wurde, ist bemerkenswert und wirkt sehr nachhaltig. Man kann nur hoffen, daß Uwe Krupp, trotz seiner Tätigkeit bei den Kölner Haien, dem DEB-Team erhalten bleibt. Wenn nicht als Bundestrainer, dann vielleicht als coaching supervisor, Teamchef oder Berater des Trainerstabs. 

Wieso eigentlich neda?

Author des Beitrages: Manuel Hiemer