Der Hockey Blog – Die European Trophy

Eisbären Manager Lee zur European Trophy

 

Die Zukunft des professionellen Eishockey’s in Europa?

Was genau ist die European Trophy? Ist es der erneute Versuch eine „Königsklasse“ im Eishockey zu etablieren, wie es Krösus Fußball mit seiner „Champions League“ so eindrucksvoll vormacht? Ich vermute, dass die Macher dieser Trophy eventuell andere Ambitionen haben. Diese Vermutung basiert auf drei Entwicklungen der vergangenen Jahre, die sich in vielen Topnationen Zentraleuropas sehr ähnlich darstellten.

Die nationale Liga hält den Entwicklungen diverser Clubs nicht stand

Diese Entwicklung konnte man im Eishockey, wenn man die Grenzen Deutschland’s verließ schon vor geraumer Zeit im Süden beobachten. Österreichische, slowenische, ungarische und kroatische Topclubs erkannten den Mangel an Wettbewerb im eignen Land und formierten 2006 aus der ehemligen 1.Liga in Österreich die „Erste Bank Eishockey Liga„, die noch vor der KHL zur ersten länderübergreifenden Liga in Europa wurde. Wenig später, bereits 2008, zog die russische Superliga nach, nahm Clubs aus Kasachstan, Weißrussland, Lettland und der Slowakei mit auf und formierte die Kontinentale Hockey-Liga, die KHL. Seit dem gibt es immer wieder Gerüchte, unbestätigte Pressemeldungen und nicht ganz eindeutige Statements über eine mögliche Expansion der KHL auf Zentraleuropa. Beide Ligen entstanden, weil sich diverse Clubs strukturell, infrastrukturell und kommerziell deutlich schneller und stärker Weiterentwickelten als die eigene Liga und deren restliche Organisationen. Genau diese Entwicklung haben wir auch in Deutschland. Sowohl die Eisbären Berlin als auch die Adler Mannheim wachsen und entwickeln sich in einem Tempo und auf eine Art und Weise, die es dem Rest der Liga unmöglich machen Schritt zu halten. Sogar in den schwedischen und finnischen Topligen, die mit Abstand die besten Strukturen in Europa aufweisen, liebäugeln die stärksten Vereine mit einer europaweiten Liga. Viele werden jetzt den Einwand vorbringen, dass vor allem in Deutschland die Fankultur stark in regionale Rivaltäten verankert ist und sich der Derbycharakter von Spielen höchster Beliebtheit erfreut. Doch kein Derby erweckt im Fußball ein derartiges landesweites Interesse, wie die Chmapions-League Partien am Mittwoch (oder auch Dienstag) Abend. Ich würde sowohl die Eisbären Berlin als auch die Adler aus Mannheim auf jeden Fall dazu motivieren, in eine Eurpean Trophy als komplette Liga einzusteigen. Der Aufschrei in Deutschland wäre groß. Hoffentlich!

Die Verlagerung der Top-Events in Großstädte ist nicht aufzuhalten

„Wintersport findet in den Bergen und den dort liegenden Orten statt.“ Das zählt schon länger nicht mehr. Die Entwicklung ist nicht nur im Eishockey zu beobachten. Seit geraumer Zeit gastiert der Langlauf Welt-Cup in DüsseldorfSnowborder wetteifern im Olympiapark München (den ich nicht als „in den Bergen liegend“ sehe) und Slalomwettkämpfe werden mitten in Wien ausgetragen. Im Eishockey vollzieht sich diese Entwicklung schon seit den 80er Jahren. Vor über 30 Jahren spielten Teams aus Luftkurorten wie Füssen oder Bad Tölz um die Deutsche Meisterschaft. Im Laufe der Zeit zogen größere Provinzstädte wie Rosenheim, Landshut, Garmisch-Partenkirchen den „Dörfern“ die Spieler und damit auch die Erfolge ab. Auf einmal gesellten sich nördliche Städte wie Düsseldorf, Köln und Berlin zu den Topclubs im Land. Aber auch kleinere Orte wie Schwenningen oder Kaufbeuren spielten eifrig in der 1.Bundesliga mit. Der größte Bruch kam dann mit Einführung der Deutschen Eishockey Liga und der Errichtung von Arenen an Stelle der altbekannten Eisstadien. Die Provinzorte hatten weder die Infrastruktur noch die Sponsorenkapazitäten, um da mitzuhalten. Berlin, Hamburg, Köln, Nürnberg und Hannover sind die Schauplätze der höchsten Eishockeyliga im neuen Jahrtausend. Doch damit ist nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Die richtig großen Events (und nur dafür eignen sich die Arenen in Berlin, Mannheim oder Köln) benötigen einen gesamten Ballungsraum als Einzugsgebiet. Mit Derby’s und Rivalitäts-Duellen können Clubs wie Krefeld und Düsseldorf längst keinen „Dome“ mehr füllen. Ein kleiner Blick über den großen Teich bestätigt dies. Die Profiorganisationen in Nordamerika decken z.T. einen ganzen Bundesstaat (Dallas Stars) für eine bestimmte Sportart ab. Auch diese Entwicklung, da bin ich mir sicher, ist nicht aufzuhalten. „Think big or let it be“, ist die Devise. Das bedeutet im Klartext: Die DEL wird irgendwann als Topliga ausgedient haben und einer European Trophy (Series) weichen müssen, in der dann zwei bis drei deutsche Clubs aus einer Großregion (z.B. Mannheim-Süd, Köln-West, Berlin-Nord) teilnehmen. Der gesamte Rest wird in einer, zwar deutschlandweit höchsten aber dennoch halbprofessionellen, Liga die Schläger kreuzen, die für Derbys, Rivalitäten, Traditionen und Ausbildungswege Platz gewährt.

Eishockey verliert regional gegen Fußball deutlich an Boden, auch in Europa

Es ist in Deutschland doch schon heute so, dass die ARD Sport(Fußball)schau lieber Spiele aus der dritten Liga im Fußball bringt, bis die Zusammenschnitte der 1.Bundesliga fertig sind, als dass ein Kurzbericht des freitäglichen Spieltages der DEL auch nur annähernd in Frage kommt. In Regionen wie München und seinem Umland gehen die Menschen lieber zur Spvgg Unterhaching in die dritte Liga als zum EHC München in die DEL. Auch in Düsseldorf, ehemals Eishockey-Hochburg mit 10.000 Zuschauern in den 80er Jahren (!), treibt es die Menschenmassen eher zur Fortuna in die 2.Liga als zur DEG. Der FC Augsburg hatte noch zu Drittligazeiten teilweise einen besseren Zuschauerschnitt als die Panther. Diese Entwicklung verstärkte sich in den letzten 20 Jahren mehr, als dass sie sich umkehren würde. Es gibt zwei Ausnahmen in Deutschland: Berlin und Mannheim. Beide Städte haben direkte Erstligakonkurrenz aus dem Fußball und liegen in Beliebtheit und Ansehen jeweils vor der Hertha und Hoffenheim. Das hat seine Gründe! Medienarbeit, Fankultur, echte PR-Aktivitäten und konstant professionelles Arbeiten. Im Fall der Adler Mannheim hemmt nicht einmal der ausbleibende sportliche Erfolg die Stellung in der Region. Wer sich gegen Fußball Bundesligaclubs durchsetzen kann hat mehr verdient als DEL! Und das ist jetzt definitiv nicht abfällig gemeint. Es soll vielmehr der Arbeit in Mannheim und Berlin Respekt zollen. Wenn wir das Ansehen der Sportart in den nächsten Jahren beflügeln wollen, wären Auftritte dieser beiden Clubs in einer European Trophy Series die beste Möglichkeit. Genauso verhält es sich mit den Red Bulls Salzburg & Vienna Capitals in Österreich, Prag und Pardubice in Tschechien und Bratislava in der Slowakei. Alle Clubs haben ein gemeinsames Ziel:
Eishockey soll die Europäische Plattform wieder erobern! Hier gibt es keinen Raum für die Ellbogenkämpfe, die wir Jahr für Jahr in Deutschland erleben, und die durchaus auch in anderen Nationen stattfinden.

Über Manuel Hiemer

Vizepräsident Landeseissportverband Sachsen-Anhalt; Vorstand Eis- und Sportverein Halle (Saale) e.V.; Inhaber M Solutionis (Online Marketing Agentur); ehem. Eishockeyspieler (EHC München, Dragodiles Bad Aibling, EV Landsberg, Star Bulls Rosenheim, Bemidji State Beavers, Silver Bay Mariners, Sportbund DJK Rosenheim)

3 Responses to “Der Hockey Blog – Die European Trophy”

  1. Monnemer sagt:

    Ersmal ein riesiges Lob an unseren “kleinen Weltverbesserer” ;-), dein Artikel spricht mir wirklich aus dem Herz, schon zu viele teilweise recht Laute Diskussionen gab es mit so manchen Eishockey-Genossen bei dem man eigentlich der selben Meinung war, der Ärger über Funktionäre aber kaum mehr in Worte zu fassen war.

    Was ich damit sagen will, das du den meisten klardenkenden Eishockey-Fans aus der Seele sprichst!!!!!
    Du hast in diesem Beitrag wirklich alle Fakten zusammengebracht, und klar verdeutlicht was hinter einer solchen Idee steckt.

    Sicherlich ist niemand perfekt, aber das Niveau auf dem sich die Führungsriege deutschen eishockeys sich im Moment bewegt ist wirklich besorgniserregend!!!!!

    Außerdem könnte sich dieses Projekt auch sehr gut entwickeln, denn durch die Länderübegreifende Präsens ergeben sich dann natürlich ganz neue Möglichkeiten im Bereich der Vermarktung und wer weiß vllt. bekommt man dann auch unterstützung von Ard oder ZDF.

    Ausserdem wird eine Liga mit Europäischen-Topmannschaften auch für Stärke spieler attraktiv………was ich damit saen will, ist dass dieses Projekt, wenn mann was draus macht sicherlich das potential hätte als dritte große liga neben der nhl und der khl zu etablieren!!!!

  2. Alex sagt:

    Ein sehr guter und sehr weitblickender Text. Der einzige Fehler schlich sich im letzten Absatz ein.
    Zum einen hat die SpVgg Unterhaching schon lange den Reiz für die Münchner verloren. Hier sind offiziell noch etwas über 2000 Zuschauer bei den Spielen, was aber bei sehr vielen Spielen extrem geschönt war.
    Auch der FCA hatte lange Zeit in der 3. Liga keine 3000 Zuschauer. Erst als der Erfolg zurück kehrte, kamen auch wieder die Zuschauer. Aber Grundsätzlich ist die Tendenz richtig, dass sogar ein 3. Liga-Fussballteam mehr Zuschauer ziehen kann/wird, wenn der Erfolg da ist, als bein 1. Liga-Eishockeyteam. Leider!

  3. admin sagt:

    Hallo Alex,

    schön, dass Du dich hier beteiligst. Ich vermute, dass deine angegebene Zuschauerzahl der SpVgg bereits ausreicht um mindestens mit dem EHC gleichzuziehen. Der EHC gibt bei jedem Heimspiel alle verkauften Dauerkarten mit an! Die sind aber bei weitem nicht immer alle da! Ich bin mir sicher, dass es genügend Wochenenden gibt, an denen in Unterhaching mehr Leute sind als im Olympia Park, leider! 🙁

    Wie denkst Du denn über die Chancen einer European Trophy Series als richtige Liga?

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